Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins in der Eurozone um 50 Basispunkte angehoben. Es ist die erste Zinserhöhung seit 2011. Eine Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte galt zunächst als ausgemachte Sache, doch wegen der hohen Inflation hatten zuletzt einige Experten einen Anstieg um einen halben Prozentpunkt für möglich gehalten.
Der EZB-Rat folgt damit nicht ganz dem im Juni angekündigten Pfad, den Leitzins in einem ersten Schritt von null Prozent auf 0,25 Prozent zu erhöhen und den Negativzins für geparkte Gelder von Geschäftsbanken bei der EZB von minus 0,5 Prozent auf minus 0,25 Prozent zu halbieren. Es sind jetzt 50 Basispunkte geworden.
Kritiker werfen der EZB vor, die Zinswende zu spät einzuleiten. Die Teuerung im Euroraum zieht seit Monaten auf Rekordniveau an. Der Druck auf die Währungshüter ist daher groß, nun die Zinsen deutlicher anzuheben.
"Wenn sich die Inflationsaussichten nicht verbessern, werden wir über ausreichende Informationen verfügen, um schneller zu handeln", hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde Ende Juni gesagt. Der Prozess der Normalisierung der Geldpolitik werde "entschlossen und nachhaltig fortgesetzt werden". Für ihre Sitzung am 8. September hat die EZB bereits einen weiteren Zinsschritt in Aussicht gestellt.
Die EZB flankiert ihre Zinswende mit einem neuen Anti-Krisen-Programm. Das Instrument soll sicherstellen, dass die Erhöhung der Zinsen einzelne Länder nicht über Gebühr belastet.
Der DAX reagiert zunächst einmal sehr positiv auf die EZB-Entscheidung. Vor allem Banken und Versicherer dürften von dem Zinsschritt profitieren.
(mit Material von dpa-AFX)