2023 macht den Anlegern wieder so richtig Spaß. Trotz widriger Bedingungen sind die Bullen los – die Gewinnstrecken bei Dow Jones, Nasdaq und Co sind historisch. Marko Kolanovic, Analyst von JPMorgan und 2022 einer der größten Optimisten an der Wall Street, traut dem Braten weiterhin ganz und gar nicht.
„Die Anleger setzen offenbar auf ein anhaltendes Wirtschaftswachstum und bevorstehende Zinssenkungen durch die Notenbanken weltweit – das ist Wunschdenken“, so Kolanovic in einem Marktkommentar am Montag.
Der JPMorgan-Analyst erwartet, dass sich der Inflationsrückgang als nicht nachhaltig erweisen wird. „Daher bleiben restriktive Maßnahmen der Notenbanken in Kraft.“ Außerdem sei das Risiko einer wirtschaftlichen Abschwächung klar gegeben. „Und dafür sind die Bewertungen von Aktien eindeutig zu hoch.“
Kolanovic war im Crash-Jahr 2022 einer der wenigen bullishen Analysten. Allerdings schwenkte er ausgerechnet im Dezember, als nach dem Ausverkauf die Talsohle erreicht war, um. Seitdem ist er auf der Seite der Bären.
Klar, die Stimmung an den Märkten ist sehr gut (CNN Fear & Greed Index liegt bei 78) und die Bewertungen – vor allem in den USA – sind ambitioniert. Das ist aber schon seit Monaten der Fall und die Kurse sind trotzdem immer weiter gestiegen. Die Inflationsrate in den USA fällt seit Mitte 2022 jeden Monat - zuletzt belief sie sich nur auf drei Prozent. Nach Auffassung des AKTIONÄR ist hier Optimismus angesagt, dass das Problem im Griff ist und dass die Fed Anfang 2024 die Zinswende einläutet. Ergo: Wer jetzt seine Aktien verkauft, könnte es am Ende noch bereuen.