Hans-Olaf Henkel sorgt sich um den deutschen Wirtschaftsstandort. Eingriff des Staates beim Strompreis hält er für keine gute Idee und liebäugelt mit einem anderen Land.
Hans-Olaf Henkel hat die Schwäche des Euros und eine hohe Inflation vorhergesehen. Der ehemalige Topmanager war bis Ende 2000 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Der Vater von vier Kindern hat ein grünes Herz („Ökomanager des Jahres“) und ist für seine klaren Worte bekannt. Wir haben ihn im Urlaub am Bodensee erreicht und nach seiner Meinung zum wirtschaftlichen Abrutschen Deutschlands befragt.
In der neuen Ausgabe des AKTIONÄR HSR sagt er: „Die wirtschaftliche Situation Deutschlands ist durchaus dramatisch. Beim Wachstum sind wir am Ende der EU, unsere Inflation ist nun sogar höher als die von Italien!“
Der deutsche Einzelhandel habe im ersten Halbjahr 4,5 Prozent Umsatz verloren – an so einen Absturz könne er sich nicht erinnern. Er stellt fest: „Nicht nur beim Wachstum ist Deutschland am unteren Ende der führenden Industrienationen angelangt, wir sind auch in der Hitparade der Wettbewerbsfähigkeit weit zurückgefallen. Selbst die UK steht nach dem Brexit im Wachstum besser da als wir.“
Kritik an „politischer Mannschaft“
Sieht er Hoffnung auf schnelle Besserung? „Mit der derzeitigen politischen Mannschaft ist eine Kehrtwende in Richtung vernünftiger Wirtschaftspolitik nicht durchführbar.“ Einen Industriestrompreis hält er etwa für „verfehlt.“ Dieser setze, wie so oft in der derzeitigen Wirtschaftspolitik, an den Symptomen an statt an den Ursachen. „Einem Kranken nur eine Schmerztablette zu geben, ist ja auch keine richtige Therapie.“
Schon in der 80er und 90er Jahren hatte sich Hans-Olaf Henkel mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz befasst. Jetzt sagt er: „Ich bin davon überzeugt, dass die KI den Menschen helfen wird, so wie die Erfindung der Dampfmaschine oder die Nutzung des elektronischen Stroms der Menschheit geholfen hat.“
„Das muss doch aufrütteln“
Insbesondere in den USA werden neue Technologien derzeit gefördert und weniger reguliert und mit Verwaltungsvorgaben überzogen als hierzulande. Da wundert die Sehnsucht des Wirtschaftsexperten wenig: „Wenn ich jung wäre, würde ich heute vielleicht sogar in die USA auswandern.“ Denn: „Im Jahr 2030 wird der Unterschied beim Wohlstand zwischen Europa und den USA so groß sein, wie er heute zwischen Europa und Indien noch ist. Das muss uns doch aufrütteln.“
„Dramatisches Wachstum“ ab 2024 + neue KI-Aktie
Lesen Sie im neuen AKTIONÄR HSR welche KI-Aktie Hans-Olaf Henkel privat im Depot hat und welche konkreten Vorschläge er für eine Trendwende in Deutschland macht. Zudem im neuen Report: Ein Kauf fürs Depot 2030 und nach der jüngsten Verdopplung einer TFA-Empfehlung ein neues TFA-Signal einer US-Firma mit KGV 14, die „dramatisches Wachstum“ für 2024 in Aussicht stellt.