Erst Anfang April hatte der mit rund 300 Milliarden Dollar verschuldete Immobilienkonzern eine Einigung mit einem wesentlichen Teil seiner Gläubiger verkündet. Doch inzwischen ist klar: Nicht alle Auslandsgläubiger sind bereit, das zähe Ringen mit Evergrande aufzugeben. Unterdessen haben auch chinesische Börsen das Unternehmen kritisiert.
Die internationale Anwaltskanzlei White & Case hat laut dem chinesischen Medium Caixin ein Treffen von Offshore-Gläubigern geleitet, die der Restrukturierungsvereinbarung bislang nicht zugestimmt haben. Um welche Summe genau es geht, wurde nicht bekannt. Ende 2021 hatte Evergrande insgesamt rund 141 Milliarden Offshore-Schulden.
Evergrande braucht die Zustimmung von 75 Prozent der Gläubiger. Vor allem die Verhandlungen mit den Gläubigern außerhalb Chinas verlaufen offenbar zäh. Ein Teil hat zumindest längere Laufzeiten und geringere Zinsen akzeptiert (eine Option sieht wohl zehn bis zwölf Jahre Laufzeit bei zwei bis vier Prozent Zinsen vor, was im aktuellen Marktumfeld und unter den gegebenen Umständen bei Evergrande ziemlich niedrig ist).
Die Gläubiger, die bereits zugestimmt haben, halten laut Caixin 20 Prozent der ausstehenden Dollar-Anleihen und mehr als 35 Prozent der Anleihen, die von der Geschäftseinheit Scenery Journey Ltd. ausgegeben und von der Offshore-Finanzierungsgesellschaft Tianji Holding Ltd. garantiert wurden. Was das für den Gesamtprozess bedeutet, wird von Caixin allerdings nicht eingeordnet.
Außerdem ist Evergrande inzwischen von zwei Festlandbörsen in China (Shanghai und Shenzhen) offiziell dafür kritisiert worden, dass keine Zahlen für 2021 vorgelegt wurden. Die Börsenaufsicht werde entsprechend informiert, hieß es. Evergrande hat das hingenommen. Konkrete, nennenswerte Auswirkungen hat die Geschichte offenbar erst mal nicht.
Trotzdem drängt die Zeit: Noch immer ist Evergrande vom Handel in Hongkong ausgesetzt. Wenn es bis Oktober nicht weitergeht, droht der Rauswurf. Damit würde wiederum die Sanierung bei Evergrande einen herben Rückschlag erleiden, weil der teilweise Tausch von Schulden in Aktien damit praktisch platzen würde.