Die Euro am Sonntag erinnert an die seit Monaten andauernden Spekulationen, wonach ThyssenKrupp und Tata die europäischen Stahl-Aktivitäten in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen werden. Doch der Wille der Briten aus der Europäischen Union auszutreten hat zu einem vorläufigen Ende der entsprechenden Verhandlungen geführt, denn der defizitäre Tata-Standort im britischen Wales wird durch den Brexit für ThyssenKrupp noch unattraktiver. Zudem ist nun unsicher, ob dieser Standort tatsächlich die von dem zurücktretenden Premierminister David Cameron bereits zugesagten Staatshilfen bekommt. Die Stahlsparte leidet, trotz Strafzöllen in der EU, unter Überkapazitäten und chinesischen Billigimporten.
Jens Michael Wegmann, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp-Sparte Industrial Solutions, warnte: „Wir haben Druck und stehen vor großen Herausforderungen.“ Dabei steht der Großanlagenbau von ThysssenKrupp für gute Gewinne. Wegmann soll die Sparte im Auftrag des Gesamtkonzern-Vorstandes aufräumen und Stellen streichen sowie Geschäftsteile verkaufen, wie etwa den Bau von Kokereien oder den U-Boot-Bau. Das Problem der Sparte ist laut Wegmann: „In Deutschland ist heute kaum jemand bereit, Geld für industrielle und vor allem energieintensive Anlagen in die Hand zu nehmen.“ Wegmann möchte große Teile der Sparte deshalb ins Ausland verlagern und das Dienstleistungsgeschäft stärken, das zweistellige Gewinnspannen erwirtschaftet.
Die Euro am Sonntag hält eine rasche Einigung mit Tata für unwahrscheinlich und raten deshalb nur noch zum „Halten“ der Aktie von ThyssenKrupp. Das Kursziel beträgt 20 Euro und der Stop-Loss sollte bei 15,80 Euro gesetzt werden.