Nach dem schwachen Quartalsbericht von Amazon, wurden auch andere E-Commerce-Aktien in Mitleidenschaft gezogen. Gestern haben nun Etsy und Ebay ihre Quartalszahlen präsentiert und es zeigt sich, dass die Sorgen der Anleger berechtigt waren. Beide Unternehmen enttäuschten bei der Prognose.
Etsy meldete für das Q1 einen Gewinn pro Aktie von 60 Cent, bei Umsätzen von 579 Millionen Dollar. Damit wurden die Erwartungen beim Gewinn getroffen und beim Umsatz leicht um vier Millionen Dollar übertroffen. Etsy verzeichnete folglich zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie ein einstelliges Umsatzwachstum.
CEO Joe Silverman teilte mit, dass der Pandemie-Boom, welcher für beispielloses Wachstum im Online-Shopping sorgte, erstmal vorbei sei. Daher erwarte man nur noch einstellige Wachstumsraten beim Bruttowarenvolumen. Trotz der aktuellen marktbedingten Unsicherheiten bleibe man langfristig aber sehr optimistisch.
Silverman betonte auch, dass der Streik der Händler wegen neuerlicher Erhöhung der Transaktionsgebühren keine großen Auswirkungen auf das operative Geschäft gehabt habe, da weniger als ein Prozent der Händler sich daran beteiligt hätten.
CFO Rachel Glaser fügte hinzu, dass die Wachstumsverlangsamung beim Bruttowarenvolumen bereits seit Februar zu beobachten sei. Die hohe Inflation, die Wiedereröffnung der Wirtschaft und der Krieg in Ukraine hätten dazu beigetragen.
Prognose unter den Erwartungen
Für das zweite Quartal geht Etsy von einem Bruttowarenvolumen von 2,9 bis 3,2 Milliarden Dollar bei Umsätzen von 540 bis 590 Millionen aus. Analysten hatten beim Bruttowarenvolumen 3,4 Milliarden Dollar und bei den Einnahmen 628 Milliarden Dollar auf ihren Zetteln stehen. Die bereinigte operative Marge soll bei rund 25 Prozent liegen und sich damit gegenüber dem Q1 um zwei Prozentpunkte verschlechtern.
Hier geht's zu den Quartalszahlen von Etsy
Ebay mit Umsatzrückgang
Während Etsy im ersten Quartal noch einstellig wachsen konnte verzeichnete der Konkurrent Ebay einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr um rund sechs Prozent auf 2,48 Milliarden Dollar – aber lag damit auch leicht über den erwarteten 2,46 Milliarden Dollar. Das Bruttowarenvolumen sank im Q1 sogar um 20 Prozent auf 19,4 Milliarden Dollar.
Beim EPS konnten die Erwartungen mit 1,05 Dollar um zwei Cent übertroffen werden. Die operative Marge lag im ersten Quartal bei rund 28 Prozent.
Auch Ebay-CEO Jamie Iannone sprach im Rahmen des Quartalsberichts von "makroökonomischem Gegenwind", der jedoch Ebays langfristige Strategie, nachhaltiges Wachstum zu generieren, keinesfalls beeinträchtige.
Schwache Prognose
Ebay geht für das Q2 von einem Umsatzrückgang von neun bis sieben Prozent auf 2,35 bis 2,4 Milliarden Dollar und einem Gewinn pro Aktie von 0,87 bis 0,91 Dollar aus. Die Wall-Street-Experten stellten zuvor Umsätze von 2,54 Milliarden Dollar und einen Gewinn pro Aktie von 1,01 Dollar in Aussicht.
Hier geht es zu den Q1-Zahlen von Ebay
Sowohl die Etsy- als auch die Ebay-Aktien wurden gestern nachbörslich mit einem Minus von rund elf respektive sieben Prozent abgestraft. Die komplette E-Commerce-Branche scheint derzeit eine gewisse Sättigung zu erfahren, was sich in den Geschäftsberichten der jeweiligen Unternehmen wiederspiegelt.
Langfristig bleibt jedoch der Trend weg vom stationären, hin zum elektronischen Handel intakt. Daher dürfte sowohl Etsy als auch Ebay nach den Kursabschlägen mit einem 23er-KGV von 23 respektive 12 mittlerweile fair bewertet sein. Die Zeit von zweistelligem Wachstum scheint aber vorerst vorbei zu sein. Watchlist!
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Etsy