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Erfolgreicher Deal mit Dividendenperle Aurelius: HanseYachts nicht nur in Sachen Übernahmen auf Kurs - „Gut aufgestellt, Mittelfristziele zu erreichen“

Erfolgreicher Deal mit Dividendenperle Aurelius: HanseYachts nicht nur in Sachen Übernahmen auf Kurs - „Gut aufgestellt, Mittelfristziele zu erreichen“
HanseYachts -%
Michael Schröder 05.07.2019 Michael Schröder

Mit der Übernahme des französischen Katamaran-Herstellers Privilège expandiert die HanseYachts AG in ein besonders dynamisches Bootssegment. Mit dieser Übernahme, kommen die Greifswalder ihrem Mittelfristziel von 200 Millionen Euro Umsatz einen entscheidenden Schritt näher. Da Katamarane generell eine überdurchschnittliche Marge aufweisen, dürfte die Übernahme auch zu steigenden Margen führen. DER AKTIONÄR fragte nach.

Im Hintergrundgespräch mit dem AKTIONÄR redete HanseYachts-Vorstand Dr. Jens Gerhardt über die aktuelle Geschäftsentwicklung, gefüllte Orderbücher, Übernahmen sowie Chancen und Herausforderungen.

Herr Dr. Gerhardt: Sie haben das Geschäftsjahr 2018/19 soeben abgeschlossen. Geht man nach den Zahlen zu den ersten neun Monaten, dürfte es insgesamt ein erfolgreiches Jahr gewesen sein. Was sind für Sie rückblickend die Highlights gewesen?

Dr. Jens Gerhardt, Vorstand HanseYachts

Dr. Gerhardt: Im Geschäftsjahr 2018/19 gab es zahlreiche Highlights für die Hanse-Group: Wir sind weiter gewachsen, mit den Hanse-Modelle H458 und H508 haben zwei der wichtigsten Produkte einen erfolgreichen Facelift erfahren, wir haben ein Big Bang gemacht bei Privilège mit der Ankündigung von gleich drei neuen Produkten und diese dann mit über 20 Millionen Euro in unser Orderbuch aufnehmen können. Persönlich habe ich die Jungfernfahrt einer Privilège Series 5 über die Biskaya miterlebt, um unsere Produkte besser kennen zu lernen – das war Abenteuer und Erfahrung zugleich.

Während sich andere Unternehmen schon fast in die Sommerpause verabschiedet haben, haben Sie kurz vor dem Bilanzstichtag am 30. Juni noch einmal aufgedreht und 97,43 Prozent am französischen Katamaran-Hersteller Privilège Marine von Ihrer Muttergesellschaft Aurelius übernommen. Ist das nur ein Umplatzieren der Beteiligungsverhältnisse oder bietet diese neue Struktur besondere Vorteile?

Privilège ist unser fünfter Zukauf seit 2005. Wir kaufen regelmäßig Marktanteile sowie Kapazitäten dazu und haben die Fähigkeiten, dies ohne unseren Mehrheitseigentümer durchzuführen. Katamarane sind aber derzeit der am schnellsten wachsende Bereich in unserer Industrie. Entsprechend mussten wir, um uns Privilège zu sichern, vor zwei Jahren auch einige Wettbewerber ausstechen und haben daher 2017 die Hilfe von Aurelius gerne angenommen. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, den Merger zu finalisieren, da Privilège noch nicht ganz profitabel und damit bezahlbar für uns ist, gleichzeitig mit einem gut gefüllten Orderbuch im Volumen von 26 Millionen Euro aber auch die Risiken überschaubarer geworden sind.

Sie sprechen das gut gefüllte Orderbuch an. Inwieweit haben sich Ihre bisherigen Erwartungen an Privilège schon erfüllt und wo sehen Sie die weiteren Perspektiven im Katamaran-Geschäft?

Privilège hat bezogen auf den Jahresumsatz eine realistische Kapazität von mindestens 30 Millionen Euro, auf diesem Niveau bewegten sich die Franzosen in der Vergangenheit schon einmal. Und in diese Größenordnung würden wir sie langfristig gerne wieder führen. Aktuell hat Privilège noch nicht das Produktangebot und auch noch nicht die nötige Anzahl Mitarbeiter für diese Größenordnung, aber Schritt für Schritt werden sie dort hinwachsen. Von den drei neuen Produkten haben wir die Euphorie, den Motorkatamaran, schon fertig. Die erste 510 ist im Bau und für die erste 580 wird noch in diesem Monat der Startschuss fallen. Ich bin sicher, dass wenn diese Innovationen auf den Boat Shows schwimmen, wir große Schläge in Zielrichtung machen werden.

Im Zuge der Übernahme haben Sie zwar in Aussicht gestellt, dass die Bilanz 2018/19 nicht belastet wird. Doch für das neue Geschäftsjahr werden Anlaufverluste im einstelligen Millionenbereich erwartet. Fürchten Sie nicht, dass sich der Markt enttäuscht zeigt, nachdem Sie im vergangenen Jahr auf Basis der 9-Monatszahlen wieder in die Gewinnzone gekommen waren? Wäre nicht eine Stabilisierung der Ergebnisse wichtiger gewesen, ehe Sie eine Übernahme stemmen?

Das ist unser Geschäftsmodell: Wir kaufen Kapazität und Marktanteile günstiger und vor allem viel schneller über angeschlagene Mitbewerber, als wenn wir es selbst aufbauen. Allein ein Bauantrag dauert ja meist viele Jahre. Bei der Umsetzung dieser Strategie lässt sich aber auch nicht vermeiden, dass im Jahr nach der Übernahme unsere Kennzahlen mit denen des Targets verschmelzen und unser Ergebnis vorübergehend belastet wird. Dies war auch bei den letzten beiden Übernahmen Dehler und Sealine der Fall. Aber schon im kommenden Geschäftsjahr 2020/21 erwarten wir auch ergebnisseitig einen positiven Beitrag. Zudem sind wir inzwischen viel größer geworden, der relative Effekt der temporären Belastung wird also von Übernahme zu Übernahme kleiner.

HanseYachts (WKN: A0KF6M)

Sie sprechen das nächste Geschäftsjahr an, für 2020/21 stellen Sie deutlich steigende Umsätze und eine Verbesserung der Ertragslage in Aussicht. Wie ordnet sich das in Ihren mittelfristigen Zielkorridor von zehn bis 12 Prozent EBITDA-Marge ein?

Nachdem wir die historischen Marken von der Zeit vor 2008 alle geknackt hatten, haben wir uns als neues mittelfristiges Ziel zehn bis 12 Prozent EBITDA-Marge und die 200 Millionen Euro Marke für den Umsatz vorgenommen. Im Geschäftsjahr 2020/21 werden wir einen weiteren entscheidenden Schritt in diese Richtung gehen. Privilège soll und wird für beide Ziele seinen Beitrag leisten, zumal Katamarane generell am Markt eine überdurchschnittliche Marge aufweisen.

Apropos Übernahmen: Das Yachtgeschäft bleibt international ja sehr zersplittert. Es gibt nur wenige Wettbewerber mit signifikanten Größenordnungen und sehr viele kleine Mitspieler. Wo will sich HanseYachts hier einordnen? Wollen Sie bei möglichen Konsolidierungen in Zukunft eine aktivere Rolle einnehmen oder setzen Sie doch vorrangig auf eigenes organisches Wachstum?

Die Zeit für weitere Übernahmen wird kommen, wir werden weiter als Konsolidierer in der Branche auftreten und unsere Buy&Build-Strategie fortsetzen. Kurzfristig steht aber zunächst die weitere Integration von Privilège im Vordergrund.

Vor kurzem wurde Ihr Modell Fjord 44 Coup im Vorfeld der wichtigen asiatischen Yacht-Messe Singapore Yacht Show als „Best Recreational Boat“ seiner Klasse ausgezeichnet. Wie wichtig sind solche Trophäen und welche Rolle spielt der asiatische Markt in Ihren weiteren Wachstumsstrategien?

Wir haben seit der Investition von Aurelius über 50 internationale Produkt- und Design Awards gewonnen. Öffentlich durch eine professionelle Jury verliehene Awards – am besten unter Veröffentlichung der Kriterien – schaffen beim Kunden das Vertrauen, sein Geld in das richtige Produkt zu investieren und helfen auch ihm, sein Gebrauchtboot später zu einem guten Kurs weiter verkaufen zu können. Insofern ist auch dieser Award ein wichtiger Faktor für unseren Vertrieb.

Kommen wir zurück in etwas heimischere Gefilde. Vor kurzem konnten Sie ebenfalls melden, dass Privilège ins Händlernetzwerk der Kieler Bootsmeile GmbH aufgenommen wurde und damit nun auch einen aussichtsreichen Zugang zu Ostsee-Fahrern erhalten hat. Was kann das konkret für Ihre eigenen Vertriebsbemühungen bedeuten?

Das ist unser Heimatmarkt, der uns besonders am Herzen liegt. Die Flotte der Katamarane wächst auch in der Ostsee, allerdings von kleiner Basis aus. Die Kieler Bootsmeile GmbH bringt dabei die größten Erfahrungen mit, daher können wir stolz sein, sie in unsere Familie aufnehmen zu können.

Das Yachtgeschäft ist sehr saisonal geprägt. Was erwarten Sie diesbezüglich vom neuen Geschäftsjahr und wo sehen Sie in den kommenden zwölf Monaten, abgesehen von den schon besprochenen Aufgaben, die größten Herausforderungen, aber auch Chancen?

Intern arbeiten wir gerade an der Übernahme von Privilège, die am Ende des nun startenden Geschäftsjahres komplett finalisiert sein sollte. Am Markt gibt es Ups und Downs. So belastet uns der Brexit nach wie vor. Und bei den Einzelmärkten legt Spanien nach mehreren wachstumsstarken Jahren eine kleine Pause ein. Im Gegenzug wachsen der US-Markt und Griechenland für uns am stärksten. Generell sehen wir uns gut aufgestellt, unsere Mittelfristziele zu erreichen.

Herr Dr. Gerhardt, vielen Dank für das Interview.

HanseYachts ist auf Kurs. Die Aktie konnte sich in den letzten Wochen stabilisieren. Gelingt es dem Vorstand, die Ertragslage ab dem kommenden Jahr wie geplant deutlich und nachhaltig zu verbessern, dürfte der Kurs auch wieder in höhere Kursregionen vorstoßen.

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