Im laufenden und vor allem im vergangenen Jahr haben die beiden im Erdgasgeschäft sehr stark positionierten Energieriesen Equinor und Shell massiv von den anhaltend hohen Gaspreisen profitieren können. Doch nach Ansicht des Chefs der Internationalen Energie-Agentur (IEA), Fatih Birol, könnte sich dies in den nächsten Jahren ändern.
So erwartet er in den nächsten zwei Jahren eine Entspannung an den globalen Gasmärkten. "In den kommenden Jahren kommt eine Welle von zusätzlichem Flüssigerdgas auf den Weltmarkt, die Preise werden etwa ab 2025 fallen", sagte Birol gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). Der Grund hierfür seien die riesigen Liefermengen etwa aus den USA und Katar, die dann zusätzlich auf den Gasmarkt kommen dürften.
Deshalb sei es ein großer Fehler, wenn Staaten noch Erdgasprojekte unterstützten. "Wer weiterhin in neue Gasprojekte investiert, riskiert, sein Geld zum Fenster hinauszuwerfen", sagte Birol. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte für Gasprojekte in afrikanischen Staaten geworben.
Grundsätzlich müssten sich alle Staaten auf den Abschied von fossiler Energie vorbereiten, sagte Birol mit Blick auf den bevorstehenden Weltklimagipfel in Dubai. Alle nötigen Technologien seien vorhanden, nur fehle immer noch der politische Wille. "Sie können nicht auf der einen Seite die Pariser Klimaziele erreichen wollen und gleichzeitig weiterhin fossile Brennstoffe nutzen. Das funktioniert nicht. Das ist unmöglich. Das ist die Wahrheit, das ist Mathematik."
Sollte es tatsächlich zu einem Überangebot kommen und die Preise sinken, würde dies Shell und vor allem Equinor zu schaffen machen. Aber die beiden Konzerne haben in der Vergangenheit auch oftmals bewiesen, bei Bedarf auf der Kostenseite relativ flexibel reagieren zu können. Zudem verfügen Shell und Equinor über starke Standbeine in anderen Sektoren. Die günstig bewerteten Dividendenperlen bleiben indes attraktiv, die Stoppkurse sollten jeweils bei 24,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX