Die Energieversorger E.on, RWE & Co wollen nach wie vor gegen die neue deutsche Energiepolitik klagen. Unterstützung erhalten sie von der deutschen Industrie. Die Unicredit und Exane BNP Paribas sehen zumindest bei E.on Aufwärtspotenzial.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) unterstützt die Energieversorger im Streit um die neue deutsche Energiepolitik, die heute vom Bundestag beschlossen wurde. Die Wirtschaft akzeptiere zwar den Ausstieg aus der Atomenergie, stellte BDI-Chef Hans-Peter Keitel im Gespräch mit der dpa klar. Im Ausstiegsprozess stecke aber eine erhebliche Reihe von technischen Risiken. Es wäre ein "Wunder", wenn das beschleunigt beschlossene Regelwerk "völlig widerspruchsfrei und ohne handwerkliche Fehler" über die Bühne ginge.
Übereilt
Kritik übt Keitel vor allem an der Hektik dem übereilten Vorgehen. Wenige Tage nach Beginn des dreimonatigen Atom-Moratoriums seien die wesentlichen Entscheidungen des Ausstiegs bereits festgelegt gewesen. "Es gab am Ende keine offene Entscheidungssituation mehr", sagte der BDI-Präsident. Dabei sei es ja gerade der Sinn des Moratoriums gewesen, "rational über die Konsequenzen nachzudenken, anstatt sofort und zu emotional zu handeln."
Outperformer E.on
Bei den Analysten sorgt der Atomausstieg für gemischte Gefühle. Benjamin Leyre von Exane BNP Paribas zwar das Kursziel von 26 auf 25 Euro gesenkt. Der Analyst stuft E.on aber weter mit "Outperform". Leyre habe die Gewinnschätzungen angepasst, da die Daten der endgültigen Abschaltung deutscher Kernkraftwerke nun bekannt seien. Dass nun Klarheit herrsche sei aber positiv, da der Fokus sich nun endlich auf das vorteilhafte deutsche Strompreisumfeld richten könne.
Begrenztes Aufwärtspotenzial
Auch die Unicredit sieht bei der E.on-Aktie Aufwärtspotenzial. Analyst Lüder Schumacher stuft die Aktie mit Buy und einem von 22,40 auf 21,10 Euro gesenkten Kursziel ein. Die frühere Abschaltung der Atomkraftwerke koste weitere Teile ihres Marktwertes. Die große Nähe zum Staat sei zudem in Zeiten knapper öffentlicher Kassen in Europa ein weiterer Schwachpunkt der Branche. Im Gegensatz zur Aktie des Konkurrenten RWE habe E.on aber ein begrenztes Aufwärtspotenzial.
Keine Kaufkandidaten
Auch wenn die Situation bei Konkurrent RWE noch schlechter aussehen mag, steht Branchenprimus E.on ebenfalls vor enormen Herausforderungen. Mehrbelastungen wie die Brennelementesteuer oder durch die Abschaltung der älteren Atommeiler dürften Prognosesenkungen zur Folge haben und die Aktie belasten. Weder E.on noch RWE sind daher Kaufkandidaten.