Die Bundesregierung muss für ihre Atompläne reichlich Kritik einstecken. RWE-Chef Großmann sorgt sich um die Wettbewerbsfähigkeit. Klaus Wowereit vermisst Substanz. Den Grünen geht es nicht schnell genug. Anleger von E.on und RWE sind wenig beeindruckt.
Nun kommen auch die Details der Atompläne der Bundesregierung an die Öffentlichkeit. Für Ärger bei den Grünen sorgt vor allem die Tatsache, dass bis 2021 kein weiteres Atomkraftwerk vom Netz gehen wird. "Tatsache ist: Vor dem 31.12.2021 ist keine weitere Stilllegung geplant", so Jürgen Trittin zur Nachrichtenagentur dpa. Die Bundeskanzlerin sei dabei, "die historische Chance zu verspielen, den seit Jahrzehnten schwelenden Atomkonflikt in einem echten Konsens zu lösen".
Zu wenig Substanz
Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit sind die Pläne zu lasch. Er fordert von Regierung ein verbindliches Konzept zum Atomausstieg sowie zur künftigen Energiepolitik. "Da ist mir bei den bisherigen Konzepten aus der Bundesregierung zu wenig Substanz dabei. Wir werden nicht nachlassen, sowohl bei dem Schwerpunkt Förderung der erneuerbaren Energien wie in der Frage des Endlagers eindeutige Entscheidungen zu verlangen", sagte Wowereit der dpa.
Nicht ohne die Bundesländer
Darüber hinaus müssten laut Wowereit die Bundesländer an den Entscheidungen beteiligt werden. "Ohne die Länder wird das Ziel nicht erreichbar sein, auch ohne Atomenergie eine vernünftige Versorgung der Menschen zu erreichen. Deshalb ist jede Bundesregierung gut beraten, hier den engen Kontakt zu den Ländern zu suchen, statt sie aus dem Entscheidungsprozess herauszuhalten", so der Berliner Landeschef.
Keine Experimente
Kritik kommt aber auch von den Energiekonzernen. So warnt RWE-Chef Jürgen Großmann in der Bild vor den Folgen für die deutsche Wirtschaft. "Wir machen Experimente mit der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft - mit ungewissem Ausgang", so Großmann. Darüber mache nicht nur er sich Sorgen. Atomstrom werde weiter gebraucht, um die Versorgung sicherzustellen. Dieser stamme dann nur nicht aus deutschen Kernkraftwerken.
Viele offene Fragen
Die Aussagen Großmanns und der Opposition sorgen für großes Aufsehen. Für die Anleger von E.on und RWE zählt aber vor allem die Tatsache, dass die verbleibenden Atomkraftwerke noch zehn Jahre lang auf vollen Touren laufen sollen und somit satte Gewinne erwirtschaften können. Ob dies allerdings tatsächlich so beschlossen wird, ist angsischts des oppositionellen Gegenwinds noch offen. Ebenfalls offen bleibt die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Brennelementesteuer. Ein Investment bei E.on und RWE ist daher weiter mit vielen politischen und juristischen Unsicherheiten verbunden.