Positive Studien und die Hoffnung auf ein erfreuliches Gerichtsurteil haben Versorgeraktien an die DAX-Spitze schnellen lassen. Die Titel von RWE zogen bis zum Xetra-Schluss um 5,93 Prozent auf 27,78 Euro an, nachdem sie in der Vorwoche noch unter enttäuschenden Quartalszahlen und einem schwachen Ausblick gelitten hatten
Zu RWE gab es von Goldman Sachs und von Exane BNP Paribas gleich zwei optimistisch klingende Studien. Der Essener Versorger zähle zwar zu den unbeliebtesten europäischen Branchenwerten, doch sei er mittlerweile in puncto Gewinnentwicklung, Schuldenabbau und Dividende zuversichtlicher, schrieb Analyst Benjamin Leyre von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas. Die Strompreise in Deutschland dürften die Talsohle durchschritten haben. Deshalb empfahl er die Papiere nun zum Kauf bei einem Kursziel von 32 Euro.
Talsohle durchschritten?
Lediglich etwas skeptischer äußerte sich Analystin Deborah Wilkens von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie rechnet mit niedrigeren Einnahmen im Stromgeschäft sowie im Förder- und Produktionsgeschäft mit Öl und Gas. Insofern senkte sie ihr Kursziel von 30 auf 28 Euro. In Bezug auf den bereinigten Gewinn je Aktie aber dürfte das Jahr 2014 die Talsohle markieren. Deshalb hielt sie an ihrem Kaufvotum für die RWE-Anteilsscheine fest. Eine besonders deutliche Kaufempfehlung sprach Wilkens sogar für die Aktien von Eon aus. Für den Zeitraum nach 2014 hätten sich die Gewinnperspektiven verbessert.
Mehr Klarheit?
Die Goldman-Sachs-Analystin erwartet zudem, dass die neue Bundesregierung für Klarheit bezüglich der Aussichten für alte Kraftwerke sorgen und damit die Versorgerwerte ebenso stützen dürfte. Einen deutlichen Gewinnschub könnte den Unternehmen in Kürze auch ein Gerichtsurteil bescheren, wonach die Zahlungen für die Brennelementesteuer für Atomkraftwerke reduziert oder gar ganz gestoppt werden könnten.
Die angeschlagenen deutschen Energiekonzerne hofften darauf, die Zahlungen für die milliardenschwere Brennelementesteuer für Atomkraftwerke vor Gericht zu stoppen und Milliarden vom Staat zurückzubekommen, berichtete die Süddeutsche Zeitung. An diesem Dienstag verhandelt das Finanzgericht Hamburg über eine entsprechende Klage von RWE und Eon. Sie dreht sich im Kern um die Frage, ob die von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) 2011 eingeführte Brennelementesteuer mit europäischem Recht vereinbar ist.
Positives Urteil?
Exane-Analyst Leyre rechnet damit, dass die Gerichtsentscheidung zugunsten von RWE ausfallen dürfte. Auch die Anleger spekulieren Börsianern zufolge offenbar in diese Richtung, was ein weiterer Grund für das satte Kursplus sei.
Charttechnisch sind sowohl E.on als auch RWE wieder interessant geworden. Aus fundamentaler Sicht bleibt E.on die erste Wahl. Der Konzern hat sich in den vergangenen Jahren gut neu aufgestellt. Die Aktie ist daher mit einem KGV von 11 und einem KBV von 0,7 zu günstig bewertet, zumal die Geduld der Anleger mit einer Dividendenrendite von 4,8 Prozent belohnt wird. Das Kursziel lautet weiter 18,50 Euro. Ein Stopp bei 12,50 Euro sichert ab.
(mit Material von dpa-AFX)