Die Aktie des Energiekonzerns E.on hat sich von ihren Tiefstständen von Mitte Oktober zuletzt deutlich erholen können. Und auch am Mittwoch hat das Papier erneut zulegen können. Mehr als 1,2 Prozent ging es bis zum späten Vormittag auf 14,82 Euro nach oben. Dabei musste E.on bei einer Beteiligung in Brasilien zuletzt einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Das brasilianische, börsengelistete Energieunternehmen Eneva habe Gläubigerschutz zur wirtschaftlichen Restrukturierung beantragt, teilte der Konzern in der Nacht zum Mittwoch mit. E.on (43 Prozent) und der Investor Eike Batista (20 Prozent) kontrollieren die Gesellschaft. E.on rechne aber nicht mit wesentlichen Auswirkungen auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und den nachhaltigen Konzernüberschuss für das Geschäftsjahr 2014.
Nicht Teil des eingeleiteten Verfahrens sei die operative Einheit Pecem II, ein Kohlekraftwerk mit 365 Megawatt Kapazität an dem E.on mit 50 Prozent direkt beteiligt ist, und Pecem I. Der entscheidende Grund für die Einleitung des Gläubigerverfahrens (Judicial Recovery-Verfahren) sei ein Liquiditätsengpass von Eneva aufgrund operativer Probleme, einer angespannten Marktsituation sowie hoher Schulden und Zinsen. Verhandlungen mit Gläubigern seien gescheitert. Eneva betreibt laut E.on einen Kraftwerkspark mit einer Gesamtkapazität von 2.400 Megawatt, der einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung des angespannten brasilianischen Strommarktes leistet.
Klare Verkaufsempfehlung
Derweil sorgt die kürzlich angekündigte Aufspaltung von E.on ebenfalls nicht nur für Begeisterung. E.on will Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke in eine eigenständige Gesellschaft abspalten und sich auf erneuerbare Energien konzentrieren. Die Privatbank Berenberg empfahl am Montag, die Papiere des Versorgers zu verkaufen. Berenberg-Analyst Lawson Steele sieht die radikale Neuaufstellung weniger positiv als andere Experten: Er glaubt nicht daran, dass die einzelnen Teile mehr wert sein sollen als der Gesamtkonzern. Überdies lieferten die Entwicklung des Rubels, des Ölpreises sowie Verkäufe von Firmenteilen weitere Gründe für eine Senkung der Gewinnschätzungen. Steele stufte die E.on-Anteilsscheine von "Hold" auf "Sell" ab und reduzierte das Kursziel von 14,50 auf 13,40 Euro.
Auch DER AKTIONÄR teilt die skeptische Ansicht von Steele. Zuletzt wurde das Papier von der Empfehlungsliste genommen. Trotz der jüngst bekannt gegebenen Maßnahmen ist der Titel derzeit kein Kauf. Im DAX finden Anleger weitaus bessere Alternativen.
(Mit Material von dpa-AFX)