Die vier Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland drohen anscheinend damit, Zahlungen zu verweigern, zu denen sie verpflichtet sind. Das freut die Aktionäre von E.on und lässt eine kritische Analystenstimme an einem allgemein freundlichen Börsentag vergessen.
Die Tochterfirma Uniper muss nach einem Schiedsverfahren für Gaslieferungen von Gazprom 380 Millionen Euro weniger zahlen, als zunächst Rückstellungen dafür gebildet worden sind. Das erhöht das Ergebnis im ersten Quartal 2016. Tanja Markloff, Analystin der Commerzbank, sieht jedoch die Gewinn- und Dividenden-Aussichten dieser Kraftwerksbetreiber-Tochterfirma auch aufgrund der Kosten für die Entsorgung des Atommülls nun als schlechter an, als noch vor einigen Monaten. Deshalb senkte sie ihre entsprechenden Schätzungen für das nächste und übernächste Jahr. Deshalb rät sie zwar noch zum „Halten“ der Aktie von E.on, senkte jedoch ihr Kursziel von 10,00 auf 8,50 Euro.
Was sind schon Gesetze?
Unterdessen berichtete die „Wirtschaftswoche“, E.on und die anderen drei Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland, also RWE, EnBW und Vattenfall würden damit drohen, nichts mehr für die Suche nach einem Atommüll-Endlager zu bezahlen und deswegen vor Gericht ziehen. Dabei sind sie gesetzlich verpflichtet zu zahlen. Zudem sind diese vier Unternehmen laut Atomgesetz auch verpflichtet ihre jeweiligen Atomkraftwerke zurückzubauen und den Atommüll zu entsorgen. Die vier Firmen sagen, der Standort Gorleben ist doch ein Standort, in dem die Endlagerung technisch möglich ist. Darüber streiten sich die Fachleute. Außerdem behaupten die vier Konzerne, es sei egal, ob die Menschen in Gorleben oder anderswo das wollen; jedenfalls wollen sie als Unternehmen nicht dafür zahlen, die Menschen zu überzeugen.
Nur eine Wette
E.on und die anderen drei Firmen machen im beginnenden Bundestagswahlkampf Druck auf die Politiker; zunächst mit Zahlungsstopp-Androhungen, später wohl auch mit dem Dauerargument der gefährdeten Arbeitsplätze in Deutschland. Zudem spielt wohl zumindest E.on auch auf Zeit. Die Wetter, welche auf eine größtmögliche Entlastung aus den gesetzlichen Verpflichtungen aus der Atomkraft-Nutzung setzen, haben derzeit also Oberwasser. Das kann sich an jedem Tag, zu jeder Stunde ändern, wenn grundsätzlich und rechtssicher festgestellt würde, die Konzerne haften zumindest zu einem sehr großen Teil. DER AKTIONÄR rät Anlegern deshalb dazu, Aktien von anderen, attraktiveren und vor allem weniger riskanten Unternehmen zu kaufen.