Der Versorger leidet doch stärker als vom AKTIONÄR und vielen anderen Experten angenommen unter der Energiewende und der starken Konkurrenz in Deutschland. Auch die mit hohen Investitionen ausgebauten Geschäfte in Brasilien, Russland und der Türkei können dies nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Zuletzt erwiesen sie sich sogar als Belastung.
Massiver Gewinneinbruch
Dabei hatte der jüngste Quartalsbericht von E.on auf den ersten Blick durchaus etwas Positives. "Nach den ersten neun Monaten liegt das Ergebnis im Rahmen der angekündigten Erwartungen für das Gesamtjahr", konstatierte Finanzvorstand Klaus Schäfer. Demnach rechne das Unternehmen weiter mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro und einem nachhaltigen Konzernüberschuss zwischen 1,5 und 1,9 Milliarden Euro.
Was in der Pressemitteilung von E.on nicht erwähnt wird, ist, dass der Gewinn unter dem Strich massiv eingebrochen ist. Der auf die Aktionäre entfallende Verlust hat sich im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 835 Millionen Euro fast verdoppelt. Nach neun Monaten bilanziert E.on ein Minus von 14 Millionen Euro nach 2,6 Milliarden Euro Gewinn vor einem Jahr.
Ein nachhaltiger Konzernüberschuss in Höhe von 1,44 Milliarden Euro kommt da freilich bei den Aktionären besser an, selbst wenn das Ergebnis 25 Prozent unter Vorjahr liegt. Hierbei rechnet E.on aus seiner Sicht zahlreiche Sonder- und Bewertungseffekte wie Marktwertverluste oder -gewinne von Derivaten, einmalige Abschreibungen, etwa nach dem Verkauf von Konzernteilen, oder Kosten von Sparprogrammen heraus.
Restrukturierungsaufwendungen und sinkende Marktwerte sind aber bei E.on schon seit Langem an der Tagesordnung und dürften deshalb schon gar nicht mehr als Sondereffekte deklariert werden. Doch der nachhaltige Konzernüberschuss hat noch eine weitere Bedeutung: Er ist maßgeblich für die Dividende – 50 bis 60 Prozent werden davon jährlich an die Aktionäre ausgeschüttet.
Das Ende der Dividenden-Story?
Ein Blick in die Kapitalflussrechnung von E.on lässt Zweifel aufkommen, ob der Konzern noch lange an dieser Ausschüttungspolitik festhalten kann. Zwar ist der operative Cashflow in den ersten neun Monaten um 2,2 Milliarden auf 7,5 Milliarden Euro gestiegen, doch nach Berücksichtigung von Investitionen sowie Dividenden- und Kreditzahlungen hat E.on per 30. September 900 Millionen Euro weniger Cash als noch zu Jahresbeginn.
Sollte der Versorger den negativen Gewinntrend nicht stoppen können, dürfte die Dividende weiter gekürzt werden. Für das Geschäftsjahr 2013 hatte E.on bereits die jährliche Ausschüttung von 1,10 Euro pro Aktie auf 60 Cent zusammengestrichen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen die Analysten mit einem neuerlichen Rückgang auf 50 Cent je Aktie.
Hohe Dividendenausschüttungen waren aber bislang immer ein Argument, die Aktie zu halten beziehungsweise zu kaufen. Sollte dieses Argument wegfallen, könnte es richtig unangenehm für E.on werden. Neuer Verkaufsdruck entstünde auch bei einem Fall der Aktie unter das Verlaufstief bei 11,82 Euro, das im Sommer 2013 markiert wurde.
Die Power fehlt
Hohe Kosten für die Energiewende, sinkende Handelspreise und ein schwaches Auslandsgeschäft – E.on wird von allen Seiten unter Druck gesetzt. Da es das Unternehmen wider Erwarten nicht schafft, erfolgreich gegenzusteuern, nimmt der aktionär die E.on-Aktie von der Empfehlungsliste. Die Kursfantasie ist raus beim Versorger.