Erst gestern hatte RWE-Chef Peter Terium die schwierigen Rahmenbedingungen am deutschen Strommarkt harsch kritisiert. Heut zieht E.on nach. Der Energieversorger E.on mahnt dringend eine Kompensation für den Weiterbetrieb unrentabler fossiler Kraftwerke an.
E.on-Vorstandsmitglied Leonhard Birnbaum ist frustriert. Grund ist die Lage vieler konventioneller Kraftwerke in Deutschland, vor allem bei den gasbetriebenen Kraftwerken. Es gebe in Deutschland so gut wie kein Gaskraftwerk, mit dem ein Betreiber Geld verdiene. "Das ist deprimierend konsistent", sagte der Manager. Die Branche fordert daher so genannte Kapazitätsmärkte, bei denen Betreiber schon für die Bereitstellung der Anlage entlohnt werden.
Zahlreiche Anlagen vor Stilllegung
Birnbaum begrüßte generell, dass Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) das Thema Kapazitätsmärkte in seinen Plänen zur Ökostromreform aufgreife. Er widersprach aber Sorgen Gabriels, dass ein umfassender Kapazitätsmarkt zu teuer werden könnte. "Wir reden hier nicht über 20 Milliarden Euro, es ist ein weit niedrigerer Betrag", sagte Birnbaum. E.on hat aktuell Anlagen mit einer Leistung von insgesamt gut 3.200 Megawatt (MW) bei der Bundesnetzagentur zur Stilllegung angemeldet. Bisher habe E.on noch keine Antwort erhalten.
Mittelfristig noch viel mehr
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern sogar angekündigt, mittelfristig 11.000 MW stillzulegen. Konzernchef Johannes Teyssen hatte zudem bereits durchblicken lassen, dass es noch mehr werden könnte. Daraus machte auch sein Vorstandskollege Birnbaum keinen Hehl: "Wir werden keine verlustbringenden Anlagen am Netz lassen."
Mut zum Einstieg
Wie gestern bei RWE-Chef Peter Terium sind auch die Vorwürfe und Forderungen des Konkurrenten E.on nichts Neues. Dass die Lage auf dem Heimatmarkt bekannt ist, hat sich mittlerweile wohl bis zum letzten Anleger herumgesprochen. Hellt sich die Situation durch politische Reformen aber wieder auf, dürften die Aktie von RWE und vor allem E.on wieder Fahrt aufnehmen. Bei E.on sind dann wieder Kurse von 18,50 Euro möglich. Ein Stopp bei 12,50 Euro sichert ab.
Mit Material von dpa-AFX