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26.04.2016 Florian Söllner

Endet 2016 der Siegeszug von Rocket Internet? Harte Attacke von Ex-Rivalen

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ROCKET INTERNET

Das aggressive Auftreten von Rocket Internet im Kampf um Marktanteile ist legendär. Offenbar haben sich die Berliner damit in den letzten Jahren nicht nur Freunde gemacht. Jetzt schießt Christoph Gerber, Mitgründer von Lieferando.de, scharf gegen Rocket Internet. Seine Worte haben Gewicht. Er ist Brancheninsider und Lieferando gehört auch nach der Übernahme durch die Takeaway-Group zum härtesten Rivalen der Rocket-Internet-Beteiligung DeliveryHero. Alleine der 37-Prozent-Anteil von Rocket an DeliveryHero soll 1,1 Milliarden Euro wert sein. Der Last-Portfolio-Value des Mehrheitsanteils von Rocket an HelloFresh wird sogar mit 1,5 Milliarden Euro angegeben – und bildet einen wesentlichen Teil der Rocket-Börsenstory.

Hohe Kosten pro User

HelloFresh beziehungsweise die hohe Bewertung ist eine der Zielscheiben von Gerber. Er bemängelt zunächst die Intransparenz hinsichtlich der Veröffentlichung der Anzahl von aktiven Mitgliedern des Essen-Lieferportals. Er rechnet daher die Kosten pro User selbst hoch und ermittelt 195 Euro im Jahr 2015 gegenüber 89 Euro im Vorjahr, was auf ein mittlerweile deutlich weniger effizientes Marketing hinweist.

Proven Winner Home24?

Hart in die Kritik nimmt er auch das Möbel-Portal Home24. Alleine 2015 wurden hier 800.000 Kunden verloren, was einer Churn-Rate von 58 Prozent entspricht. Insgesamt wurde bei einer Kostenbasis von 75 Millionen Euro die Anzahl der aktiven User nur um 200.000 gesteigert. Er sei sich nicht sicher, ob Home24 ein von Rocket sogenannter „proven winner“ sei.

Die Aura eines Siegers sieht der Gerber bei Rocket ohnehin längst nicht mehr. Der Wettbewerbsvorteil der Berliner sei viele Jahre das Know-how im Online-Marketing gewesen. Die Rocket-Start-ups haben Kunden günstiger und schneller als andere eingesammelt. Von diesem Vorsprung sei 2016 jedoch nichts mehr übrig – die Konkurrenz verfüge mittlerweile über das gleiche Wissen.

Licht und Schatten

Natürlich sind die Aussagen eines Ex-Rivalen mit Vorsicht zu genießen. Dennoch zeigen sie schonungslos, dass das Business von Rocket Internet kein Selbstläufer ist und die Risiken in den einzelnen Beteiligungen weiterhin hoch bleiben. Daneben gibt es jedoch wie jüngst beim Exit von Lazada gesehen auch immer wieder positive Überraschungen, welche angesichts der weltweit sinkenden Bewertungen für Start-ups jedoch nicht leichter werden. Die Rocket-Aktie notiert derzeit rund 30 Prozent unter dem LPV-Wert ihrer Beteiligungen. Der Abschlag scheint weiterhin berechtigt, weswegen Neueinsteiger ihr Pulver trocken halten sollten.

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