Er kennt die Börse aus dem Effeff. Die Rede ist von Egbert Prior. Der langjährige Herausgeber der Prior Börse schreibt für Sie über seine Favoriten: primär deutsche Nebenwerte. Lesen Sie seine Analyse.
„Unser Musterdepottitel Fresenius kann wieder durchstarten! Der Gesundheitskonzern leistete sich mit dem Kauf des amerikanischen Generikaherstellers Akorn für 4,8 Milliarden Dollar einen Fehlgriff. Deswegen wollten die Bad Homburger von dem Deal nichts mehr wissen.
Doch die Amerikaner pochten auf die Gültigkeit des Vertrags. Jetzt hat ein US-Gericht entschieden, dass Fresenius den Pillendreher nicht schlucken muss. Prompt sauste der Kurs der Hessen um zehn Prozent auf knapp 70 Euro nach oben, während das Papier von Akorn um 56 Prozent einbrach.
Fresenius warf Akorn vor, Medikamententests frisiert zu haben. Außerdem gab es Ungereimtheiten in der Bilanz. Zudem wurde bei der Arzneimittelproduktion geschlampt. Zu allem Überfluss fielen die Zahlen just nach Ankündigung der Übernahme unerwartet schlecht aus.
Vorteil für Fresenius
Zwar ist das Gerichtsurteil noch nicht rechtskräftig, doch Fresenius scheint die besseren Karten zu haben. Vorstandschef Stephan Sturm reiste eigens zum Schlussplädoyer. Der CEO kann sich wieder auf das operative Geschäft konzentrieren.
Der Zwischenbericht zum zweiten Quartal fiel wie gewohnt positiv aus: Währungsbereinigt kletterte der Gewinn um sieben Prozent, der Umsatz legte um sechs Prozent zu.
Für das Gesamtjahr prognostiziert Sturm einen Anstieg der Erlöse um fünf bis acht Prozent, der Konzerngewinn soll zwischen sechs und neun Prozent steigen. Im kommenden Jahr dürften die Hessen das 26. Mal in Folge die Dividende anheben.
In der letzten Dekade hat das DAX-Unternehmen Umsatz und Profit im Schnitt um zehn Prozent jährlich gesteigert. Unser Musterdepottitel glänzt auch durch eine starke Marktstellung: Weltweit die Nummer 1 in der Dialyse (Fresenius Medical Care).
Darüber hinaus zählt zum Portfolio die größte europäische Klinikkette (Helios). Auch in der Infusionstherapie und in der klinischen Ernährung (Kabi) ist die Gesellschaft führend. Der missglückte Akorn-Deal dürfte Vorstandschef Sturm nicht dauerhaft die Kauflust nehmen.
Angesichts des starken Cashflows sind auch Milliardenübernahmen kein Problem. Die Expansionsstrategie zahlt sich aus, in den letzten zehn Jahren hat sich der Aktienkurs ungefähr versiebenfacht. Dazu kommt die Dividende. Das aktuelle KGV (2018) mit circa 20 dennoch moderat.
Fazit: Für ein gesundes Depot!"