Er kennt die Börse aus dem Effeff. Die Rede ist von Egbert Prior. Der langjährige Herausgeber der Prior Börse schreibt für Sie über seine Favoriten: deutsche Nebenwerte. Lesen Sie seine Analyse.
„Es geht um die STS-Group. Der Börsengang des LKW-Zulieferers war im Juni. Ausgabepreis 24 Euro und damit unterhalb der ursprünglichen Preisspanne (26 bis 32). Aktuell liegt die Notiz mit 21,66 Euro noch niedriger. Über Hintergründe und Perspektiven sprechen wir mit Andreas Becker.
Der CEO verweist auf ein generell negatives Sentiment für die Aktien von Autozulieferern in den Sommermonaten. Dem habe sich auch die STS Group nicht entziehen können. Auch ist der Börsenneuling bei Anlegern bislang kaum bekannt.
Die Münchener haben sich spezialisiert auf Komponenten und Systeme für die Innen- und Außenverkleidung von Nutzfahrzeugen. Im Fokus stehen dabei Schall- und Wärmedämmung sowie Aerodynamik. Zu den Kunden zählen unter anderem Daimler, MAN, Scania, Volvo oder Fiat.
Mehr Wachstum
Die Mittel aus dem Börsengang – rund 24 Millionen – möchte der Vorstandschef in weiteres Wachstum stecken. Becker hat dabei besonders China im Blick, den größten Nutzfahrzeugmarkt der Welt! Im ersten Quartal 2019 möchte das Unternehmen im Reich der Mitte eine dritte Fabrik starten.
Viel Potenzial sieht STS auch in den USA. Im Sommer gewannen die Münchener erstmals einen großen nordamerikanischen Nutzfahrzeughersteller als Kunden. Vom zweiten Halbjahr 2021 ist die Belieferung mit Fahrerkabinenteilen geplant.
Becker sieht sein Unternehmen als Profiteur von Zukunftstrends. Elektrofahrzeuge sind beispielsweise besonders „gewichtskritisch“. Hier kann STS mit leichten und gleichzeitig festen Verbundwerkstoffen punkten.
Auch beim autonomen Fahren sieht sich Becker auf der Gewinnerseite: Wenn der Blick nicht mehr auf die Straße fixiert ist, gewinnt die Innenverkleidung an Bedeutung.
Wo die Musik in Zukunft spielt, zeigt ein kürzlich erteilter Auftrag: STS soll für einen chinesischen Anbieter Batteriedeckel für Elektrofahrzeuge liefern.
Marge soll steigen
Die Beteiligungsgesellschaft Mutares hatte den Zulieferer vor fünf Jahren erworben und mit diversen Zukäufen ergänzt. Aktuell arbeiten in 16 Werken auf vier Kontinenten 2.500 Menschen. 2017 gingen in der aktuellen Formation 425 Millionen durch die Bücher.
Die neu zusammengesetzte Gruppe befindet sich noch in der Konsolidierungsphase. Das Ebitda – bereinigt und pro forma – nur 24 Millionen. Die Ebitda-Marge bescheidene 5,6 Prozent. Mittelfristig möchte Becker diese Kennziffer aber in etwa verdoppeln.
Die Voraussetzungen, den Börsenneuling in Schwung zu bringen, sind nicht ungünstig. Auftragsbestand 1,9 Milliarden. Zu den Kunden zählen sämtliche relevante Nutzfahrzeughersteller. Cross selling Potential! Vor diesem Hintergrund hat die Aktie Nachholbedarf.
Börsenwert nur 130 Millionen. Das Umsatzvielfache ganze 0,3. Mit steigender Profitabilität wäre auch der halbe Umsatz drin. Längerfristig hätte die Aktie also ein Kurspotential von 66 Prozent. Zumal STS auch die Erlöse hochschrauben möchte. 2018 dürfte sich der Umsatz aber noch auf dem Niveau des Vorjahres bewegen.
Fazit: Der Brummi-Zulieferer kommt langsam in Fahrt. Geduldige Anleger steigen ein.