Er kennt die Aktienmärkte aus dem Effeff, hat alle Trends ganz genau im Blick. Die Rede ist von Egbert Prior. Der langjährige Herausgeber der Prior Börse schreibt für Sie auf deraktionaer.de über seine Favoriten an der Börse. Das sind vor allem deutsche Nebenwerte mit hohem Kurspotenzial. Lesen Sie seine Analyse.
„Bitcoin wird häufig als eine Art Spielgeld angesehen. Doch das greift zu kurz. Das Transaktionsvolumen liegt schon höher als bei Paypal.
Die digitale Valuta wird gerne mit Gold als Währung verglichen. Genauso wie das Edelmetall muss der Bitcoin erst einmal „geschürft“ (Mining) werden. Um einen Bitcoin durch komplizierte Algorithmen produzieren zu können, ist eine enorme Rechenleistung nötig. Es gibt Firmen, die sich auf das „Minen“ spezialisiert haben und dafür große Rechenzentren betreiben.
Gesucht: günstiger Strom
Die Miner nehmen derzeit weltweit ungefähr sieben Milliarden Dollar jährlich ein. Wer über günstigen Strom verfügt, hat einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Deswegen baut die Northern Bitcoin AG ihr Rechenzentrum in Norwegen auf.
Mit vier Cent pro Kilowattstunde ist der Strom dort konkurrenzlos billig. Bei uns beispielsweise liegt der Preis um etwa den Faktor 4 höher. Außerdem kommt der Strom in Norwegen fast ausschließlich aus regenerativen Quellen (95 Prozent Wasserkraft). Das ist gut für das Image, denn der enorme Stromverbrauch – meistens aus fossilen Energieträgern – ist eine häufig geäußerte Kritik am Bitcoin.
Laut einer aktuellen Studie soll die Kryptowährung für ein halbes Prozent der weltweiten Stromproduktion stehen. Deswegen ist die Firma mit Sitz in Frankfurt in das Land der Fjorde gezogen und installiert tausende von speziellen Bitcoin-Rechnern – jeweils 210 untergebracht in einem Container – in den Tunneln eines aufgegebenen Bergwerks.
Die Kühlung erfolgt mit 8 Grad kaltem Fjordwasser, was wiederum den Stromverbrauch senkt. Derzeit arbeiten 15 Container – Investitionsvolumen pro Einheit einige hunderttausend Euro. Mittelfristig ist ein Ausbau auf 280 Container vorgesehen. So möchten die Frankfurter täglich etwa 100 Bitcoins „schürfen“.
Beim aktuellen Bitcoin-Kurs von 6.500 Dollar bedeutete dies einen Jahresumsatz in Höhe von 237 Millionen Dollar. Davon ziehen wir gut die Hälfte ab – im Wesentlichen Stromkosten und Abschreibungen – so dass unter den getätigten Annahmen ein Gewinn in Höhe von 100 Millionen Dollar hängen bleiben könnte.
Ein hübsches Sümmchen, wenn Sie bedenken, dass sich beim aktuellen Kurs, 21 Euro, der Börsenwert von Northern Bitcoin lediglich auf 155 Millionen Euro beläuft.
Die magische Schwelle
Die ganze Sache ist freilich nicht ohne Risiko. Alles steht und fällt mit dem Bitcoin-Kurs. Northern Bitcoin beziffert allein die Stromkosten je Bitcoin auf rund 2.800 Dollar. Wenn der Kurs nachhaltig darunter fällt, lohnt sich die ganze Sache nicht mehr.
Bislang zeigte sich der Bitcoin als hochvolatil. Erster Kurs acht Cent, letzten Dezember in der Spitze fast 20.000 Dollar. Aktuell 6.500 Dollar. Problematisch auch, dass chinesische Unternehmen den Bitcoin dominieren, darunter die Bitmain Holding, die etwa ein Drittel des gesamten Markts repräsentiert. Zudem könnten technologische Entwicklungen den Bitcoin oder das Mining in Frage stellen.
Das alles hat den Werbeunternehmer Dirk Ströer (Ströer Media) nicht davon abgehalten, sich kürzlich mit zehn Prozent an Northern Bitcoin zu beteiligen. Hauptaktionär ist mit 50 Prozent Marco Beckmann, der immer wieder spannende Start ups (MagForce, Pantaflix) aus dem Hut zaubert.
Fazit: Wenn sich die Dinge so entwickeln wie von den Gründern erhofft, hat die Aktie das Potential sich zu vervielfachen. Allerdings beinhaltet das Start up auch beträchtliche Risiken. Top oder Flop."