Vor drei Wochen schockte Börsenneuling IBU-tec die Anleger mit einer Gewinnwarnung. Wie das Unternehmen schon damals zu erklären versuchte, hängt die Nachfrageschwäche seitens der Kunden am Aussterben des Verbrennungsmotors. Das Zukunftsthema E-Mobility und Batteriewerkstoffe hingegen entwickelt sich sehr rasant. Das unterstreicht auch die jüngste Erfolgsmeldung aus Weimar. DER AKTIONÄR sprach mit Vorstand Ulrich Weitz.
DER AKTIONÄR: Herr Weitz, IBU-tec hat gerade einen neuen, internationalen Großkunden im Bereich der Batteriewerkstoffe gemeldet. Was sind die Hintergründe?
Ulrich Weitz: Der Rahmenvertrag mit diesem Kunden ist ein weiterer Meilenstein in unserer Unternehmensentwicklung bei Batteriewerkstoffen – sowohl strategisch, aber mutmaßlich auch wirtschaftlich. Wir setzen für diesen Kunden einen höhervolumigen Produktionsprozess auf, der vor allem auf die stationäre Energiespeicherung zielt. Das ist Neuland für IBU-tec und positioniert uns hervorragend in einem weiteren Wachstumsmarkt von Batteriewerkstoffen neben der E-Mobilität.
Es wurde je ein Rahmenvertrag geschlossen, wie muss man sich den vorstellen?
Wir setzen den Produktionsprozess für den europäischen Kunden – den wir leider nicht nennen dürfen – auf und er teilt uns dann regelmäßig die konkreten Materialmengen mit, die er bei uns thermisch behandeln lässt. Die erste konkrete Bestellanforderung haben wir bereits erhalten. Sie gilt für das restliche Jahr 2017 und umfasst einen gut sechsstelligen Euro-Betrag. Vor allem aber hat dieser Kunde seinen Bedarf für 2018 uns gegenüber bereits avisiert und der beläuft sich demnach auf einen gut siebenstelligen Euro-Betrag. Das ist für IBU-tec im Bereich Batteriewerkstoffe schon eine große Hausnummer.
Sie haben ja kürzlich die Prognosen für das Jahr 2017 angepasst und erwarten nun einen etwas niedrigeren Umsatz und einen geringeren Gewinn als zuvor angekündigt.
Der Grund dafür ist ein extrem schnell ablaufender Umbruchprozess, den wir am Markt und damit auch bei IBU-tec aktuell sehen: Die E-Mobilität wächst rasant zu Lasten der Umsätze im Bereich Verbrennungsmotor und dort speziell beim Diesel. Die Diskussion um den Diesel ist ja bekannt, das hatte im Spätsommer verstärkt auch Auswirkungen auf unser Geschäft bei der thermischen Behandlung von mit katalytisch aktiven Pulvern für die Autoindustrie. Diese Verschiebung hin zur E-Mobilität und Batteriewerkstoffen wurde insgesamt ja erwartet, aber sie läuft schneller ab als erwartet und die Transformationsphase zeigt sich in unseren Zahlen. Ich bin aber sehr glücklich, dass wir das rasante Wachstum der Batteriewerkstoffe nicht nur mitmachen, sondern unsere Marktstellung weiter ausbauen können. Auch deshalb ist der neue Rahmenvertrag bedeutsam für IBU-tec.
Wie sehen Sie die Entwicklung bei Batteriewerkstoffen bei IBU-tec?
Wir wollen weiter schnell bei E-Mobilität und stationärer Energiespeicherung wachsen. Dabei setzen unsere Kunden auf unterschiedliche Sektoren und Stoffgruppen, die wir thermisch behandeln. Diese breitere Aufstellung ist gut für uns, denn wir setzen somit nicht nur auf ein Pferd. Wir punkten vielmehr mit einer vielseitig einsetzbaren Technologieplattform und hochspezialisiertem Ingenieurs-Know-how in diesem Bereich.
IBU-tec hat zum Börsengang angekündigt, möglicherweise auch durch Zukäufe wachsen zu wollen. Wie ist der aktuelle Sachstand?
Akquisitionen, mit denen wir mittelfristig unseren Umsatz und Gewinn ausweiten und eventuell neue Stoffgruppen erschließen, sind weiterhin ein möglicher Baustein unseres Unternehmenswachstums. Ich darf verraten, dass wir in den vergangenen Monaten in diesem Prozess gute Fortschritte gemacht haben. Wir sind noch nicht auf der Zielgeraden, aber ich vermute, dass wir es bezüglich eines Zukaufs im ersten Halbjahr 2018 sein könnten.
Die IBU-tec-Aktie hat sich von dem Kurssturz von vor drei Wochen recht gut erholen können. Nach der Nachricht über den neuen Großkunden notierte er Kurs beinahe wieder bei 18 Euro. Sollte die positive Entwicklung in den Bereichen E-Mobility und Batteriewerkstoffe anhalten, dürfte IBU-tec im Frühjahr wieder bei 20 Euro stehen.