Der Parkplatz in Bischofsgrün ist rappelvoll. Zwischen Wohnmobilen und VW Bullis drängeln sich Kombis und dicke SUVs mit Fahrradanhängern und Dachboxen. Unzählige Wanderer schieben sich zum 1.024 Meter hohen Gipfel des Ochsenkopfs im Fichtelgebirge hinauf. Nach wochenlangem Lockdown, Home-Office, Home-Schooling haben viele Menschen einen unbändigen Drang nach Bewegung. Endlich wieder raus, endlich wieder in die Natur, endlich wieder an die frische Luft, egal ob Wandern, Biken, einfach nur Joggen oder Campen. Neben vielen Wanderern zieht es vor allem die Mountainbiker ins Fichtelgebirge. Zu Hunderten suchen sie sich ihre Lines durch die Downhill-Parks. Die Generation Ü50 derweil ist längst auf das bequemere E-Bike umgestiegen.
Früher galten Fahrräder eher als billiges Spielzeug. Heute erkennen immer mehr Menschen, dass sie damit ihre Gesundheit fördern können. Kein Wunder also, dass die Bike-Branche gerade ihre zweite Luft bekommt. Die Hersteller kommen mit der Produktion fast nicht hinterher. Viele Anbieter gehen sogar davon aus, 2020 besser abzuschneiden als 2019 – trotz oder gerade wegen Corona. Einer der Profiteure ist die Accell Group. Accell ist neben Giant Manufacturing einer der größten Fahrradhersteller der Welt. 943.000 Bikes hat der Konzern 2019 verkauft, den größten Anteil daran hatten die bekannten Marken Ghost, Haibike und Winora sowie Lapierre im Premium-Bereich.
Die Wachstumsraten in der Vergangenheit waren klasse: 2018 legte der Umsatz von Accell um 6,1 Prozent zu, 2019 lag das Plus bei 7,5 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro Umsatz. 2022 will das Management zwischen 1,40 bis 1,50 Milliarden Euro Umsatz stemmen. Der Trend zum E-Bike wird die Verkaufszahlen weiter antreiben. Die Hersteller freut es, profitieren diese doch durch einen höheren Verkaufspreis pro E-Bike und zugleich höheren Margen im Vergleich zum Rad ohne Elektromotor. Und auch das steigende Umweltbewusstsein wird die Menschen in den Cities dazu bringen, mehr und mehr aufs Rad beziehungsweise aufs E-Bike umzusteigen.