Nachhaltige Finanzanlagen sind eine Goldgrube für die Branche der Vermögensverwalter. Umso größer war daher der Schock, als vor einer Woche die DWS Group in das Visier der US-Börsenaufsicht rückte. Doch nun müssen offenbar auch andere Konzerne fürchten, dass die Ermittler demnächst bei ihnen anrufen.
Die DWS soll in ihrem letzten Geschäftsbericht das Vermögen, das nach Umwelt-, Sozialen-, und Governance-Kriterien (ESG) investiert ist, zu hoch angegeben haben. Das ist der Vorwurf der ehemaligen Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler, die allerdings gegen ihren früheren Arbeitsgeber nun vor einem Gericht wegen ihrer Entlassung klagt. Die US-Börsenaufsicht und die deutsche BaFin haben Untersuchungen gegen die DWS eingeleitet.
Komplexe Materie
ESG, das ist ein Trendthema, das es vor wenigen Jahren noch nicht gab. Die vermeintlichen Vorgaben, die sich teilweise widersprechen, sind vielfach noch in der Entwicklung. Daher ist die DWS ein Präzedenzfall und Konkurrenten beobachten genau, wie die Aufsicht dort vorgeht.
Konkurrenten werden nervös
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg überprüfen auch andere europäische Assetmanager ihre Portfolios, ob ESG-klassifizierte Vermögenswerte eventuell zu positiv dargestellt wurden. Ein großer europäischer Fondsmanager habe als direkte Folge der DWS-Untersuchungen eine interne Arbeitsgruppe zur Überprüfung von ESG-Verfahren und -Produkten eingesetzt. Den Angaben zufolge würden ältere Marketingmaterialien gesichtet, um sicherzustellen, dass sie keine irreführenden Formulierungen enthielten.
„Das Thema ist sehr komplex, und es gibt eine enorme Regulierungsgeschwindigkeit“, sagt Ingo Speich, der das Thema ESG bei der Deka verantwortet, gegenüber dem Handelsblatt „Es gibt nicht die eine Nachhaltigkeit.“ Jeder Investor habe seine eigene Sichtweise, so wie er auch seinen eigenen Investmentansatz verfolge. Für die Behörden könnte es daher auch schwierig werden , Konzern Verstöße gegen Vorgaben nachzuweisen.
Die DWS-Aktie rührt sich seit einer Woche nicht vom Fleck und liegt knapp unter der 200-Tage-Linie bei 37,00 Euro. Seit letztem Freitag gibt es keine Neuigkeiten zu dem Fall im speziellen, außer, dass in den USA nun die Branche generell in den Fokus bei nachhaltigen Anlagen kommt. Für die Behörden könnte es schwierig werden , Konzern Verstöße gegen Vorgaben, die teils wenig präzise sind, nachzuweisen.
Investierte Anleger beachten weiter den Stopp bei 30,00 Euro. Ein Neueinstieg ist aufgrund der höheren Unsicherheit nicht angezeigt.