Die DWS wollte bei der Vermögensverwaltungstochter des niederländischen Versicherers NN Group zugreifen. Doch einmal mehr gingen die Deutschen leer aus – den Zuschlag bekam Goldman Sachs. Die DWS-Aktie verlor daraufhin und konnte das bisherige Allzeithoch nicht knacken. Die Aussichten bleiben allerdings positiv, auch was die Dividende angeht.
Die US-Investmentbank zahlt 1,70 Milliarden Euro für die NN-Fondstochter NNIP. Es ist die größte Übernahme für Goldman Sachs seit dem Amtsantritt von Vorstandschef David Solomon 2018. Er hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Geschäft außerhalb des klassischen Investmentbankings mit schwankenden Handels- und Provisionseinnahmen für Übernahmen und Börsengänge auszubauen. Neben Goldman Sachs waren laut Insidern unter anderem die DWS und die schweizerische Großbank UBS im Rennen um NNIP die DWS galt sogar als Favorit.
Preis zu hoch
„Wir hätten – neben der Verwaltung der Bestände – Potenzial für eine langfristige, auf Wachstum ausgerichtete Partnerschaft gesehen“, sagte eine Person aus dem Umfeld von DWS. „Aber dem Verkäufer ist es offensichtlich um den maximalen Verkaufspreis gegangen. Daher hat das nicht in unsere Wachstumspläne gepasst.“ Offiziell wollte sich DWS nicht zu dem Bieterprozess äußern. Die Deutsche-Bank-Tochter verwaltet ein Vermögen von 820 Milliarden Euro, NN Investment Partners kommt auf rund 290 Milliarden Euro.
Goldman steigert verwaltetes Vermögen
Der Preis sei etwas höher gewesen als erwartet, schrieben die Analysten von Credit Suisse. Goldman Sachs kann mit der Übernahme sein verwaltetes Vermögen in Europa auf rund 600 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. „Der Zukauf erlaubt uns, unsere Wachstumsstrategie zu beschleunigen und unsere Asset-Management-Plattform zu verbreitern“, sagte Solomon. Die US-Bank hat mit NN ausgehandelt, dass der Versicherer die 190 Milliarden Euro, die er von NNIP anlegen lässt, dort auch unter dem neuen Eigentümer belässt.
Höhere Dividende möglich?
Die DWS Group versucht schon seit Längerem sich durch Übernahmen zu verstärken. Aber die stark gestiegenen Unternehmenswerte machten ihr bisher einen Strich durch die Rechnung. Kurzfristig kann es auch Sinn ergeben kleinere Übernahmen aus strategischen Gründen durchzuziehen. Das Risiko bei Mega-Übernahmen ist meistens deutlich höher. Unabhängig davon ist die Aktie ein Dividendenpapier. Auch wenn die Ausschüttung für dieses Jahr bereits im Mai an die Aktionäre floss, könnte es einen Nachschlag geben.
Gute Aussichten laut Analysten
Die Analysten lassen weiterhin nichts auf die Titel der DWS kommen. Von 24 Experten würde niemand verkaufen und 19 raten nun zum Einstieg. Im Schnitt sieht der Konsens noch Potenzial bis 45,08 Euro. Interessant für Anleger bleibt die Absicht, mittelfristig eine hohe Ausschüttungsquote zu erhalten.
Die Aktie kann das Allzeithoch von 41,78 Euro bisher nicht überwinden. Impulse dazu fehlen aktuell. Rückenwind könnte allerdings vom Gesamtmarkt kommen. In jedem Fall bleiben die Papiere ein Basisinvestment im deutschen Finanzsektor. Aufgrund der hohen Dividendenrendite sind die Aktien auch für Anleger interessant, die auf attraktive Ausschüttungen setzen.