Die Aktien der DWS verloren in der letzten Woche mehr als 16 Prozent von ihrem bisherigen Hoch nach Vorwürfen des Greenwashing bei den verwalteten Assets. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt und der Konzern muss mit einer Gelstrafe rechnen. Viel schwerer dürfte allerdings der mögliche Reputationsverlust wirken. Aber so klar wie es scheint, ist die Angelegenheit nicht.
Anleger haben mittlerweile die Qual der Wahl, wenn sie ihr Geld nachhaltig anlegen möchten. Die notwendigen Investitionen in den Klimaschutz und eine nachhaltigere Wirtschaft entfachen einen neuen Megatrend für Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften. Immer neue Produkte mit dem angeblichen Fokus auf grüne Themen werden aufgelegt.
ESG boomt
Auch die Fondsgesellschaft DWS wollte auf diesem Trend surfen. Man habe einen in der Branche „einzigartigen Ansatz zur Integration von Nachhaltigkeitsaspekten“ eingeführt, der weit über bisherige Branchenstandards hinausginge, sagte DWS-Chef Asoka Wöhrmann vor nicht allzu langer Zeit. Dann hieß es, ab diesem Jahr sollte jeder neue Wertpapierfonds ESG-konform sein. Tatsächlich floss jeder dritte Euro, den der Vermögensverwalter im ersten Halbjahr an neuen Mitteln einsammelte, in derartige Produkte.
Keine klaren Vorgaben
Nun rechnen manche Experten damit, dass die DWS bis zu einer Milliarde Strafe zahlen muss, wenn die US-Börsenaufsicht tatsächlich Verstöße gegen Vorgaben findet. Doch das Problem ist: Allgemeinverbindliche Regularien zu ESG-Anlageprodukte fehlen vielfach noch. Häufig gibt es für die Anbieter der Fonds Spielräume in der Klassifizierung der Anlagen. In der Europäischen Union sei eine abschließende Kategorisierung von Fonds subjektiv, bis die neue EU-Verordnung zur Offenlegung nachhaltiger Finanzen abgeschlossen sei. Darauf weisen die Analysten von Bloomberg Intelligence hin.
Andere Anbieter auch im Visier?
Der Fall DWS dürfte andererseits nur der Auftakt für weitere Ermittlungen der US-Aufsicht sein. “Dies ist die erste (Ermittlung) von vielen weiteren, die noch kommen werden“, sagte Amy Lynch, eine frühere Mitarbeiterin der SEC und nun Präsidentin von Frontlinie Compliance. Die SEC habe die Branche seit einem Jahr wissen lassen, dass sie sich mit diesem Bereich beschäftige.
In dieser Woche bleibt es abzuwarten, ob sich der Kurs bei etwa 36,00 Euro stabilisiert, oder die Aktie weiter abgibt. Die Unsicherheit bleibt, da es sich um einen Präzedenzfall handelt. Investierte bleiben dabei und beachten den Stopp bei 30,00 Euro. Alle anderen bleiben an der Seitenlinie.