Die Veröffentlichung der jüngsten Inflationsdaten in den USA hat erneut die Diskussion um die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) angefacht. Die Zahlen zeigen einen Rückgang der Inflation auf den niedrigsten Stand seit September 2021, was ein positives Signal ist. Die Frage ist nun, ob die Fed an ihrem Zinserhöhungskurs festhält oder ob es zu einer Zinssenkung kommt.
Die hohe Inflation in den USA schwächt sich weiter ab. Das allein ist schon eine gute Nachricht für die US-Zentralbank Fed, die sich seit längerem gegen die hohe Teuerung mit steigenden Zinsen stemmt. Die Entwicklung dürfte ihr aber gerade jetzt sehr recht sein, denn die Turbulenzen im US-Bankensektor rund um die Silicon Valley Bank (SVB) stellen einen Hemmschuh für weitere Zinsanhebungen dar. Denn die stark gestiegenen Zinsen gelten als ein Grund für die Probleme im amerikanischen Bankensektor.
Im Februar stiegen die US-Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,0 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Es ist der niedrigste Anstieg seit September 2021, also seit etwa eineinhalb Jahren. Analysten hatten mit der aktuellen Entwicklung gerechnet. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent, nach 0,5 Prozent im Januar.
Besonders deutlich erhöhten sich erneut die Mieten, die laut Ministerium mehr als die Hälfte des monatlichen Anstiegs ausmachten. Lebensmittel waren ebenfalls teurer, Energie war dagegen günstiger. Die Kerninflation, die ohne volatile Energie- und Lebensmittelpreise berechnet wird, betrug im Jahresvergleich 5,5 Prozent und im Monatsvergleich 0,5 Prozent. Auch hier war die Jahresrate rückläufig, sie sank aber nur leicht. Die Kernrate gilt unter Ökonomen als besonders aussagekräftige Größe. Dass sie nur leicht sinkt, ist demnach kein gutes Zeichen.
Inflationsdaten stehen derzeit im Fokus, weil sie für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed von großer Bedeutung sind. Allerdings sind sie zuletzt durch die Turbulenzen im US-Bankensektor in ihrer Bedeutung geschmälert worden. Marktteilnehmer fragen sich, ob die Federal Reserve Kurs hält und ihre Leitzinsen auf der nächsten Sitzung in gut einer Woche weiter anhebt. Bankvolkswirte sind sich in dieser Frage nicht einig. Einige Banken wie das japanische Geldhaus Nomura können sich sogar eine Zinssenkung vorstellen.
Ökonomen bleiben positiv gestimmt
Ökonomen kommentierten die aktuelle Entwicklung überwiegend positiv. "Der Rückgang der Inflationsrate ist eine gute Nachricht für die Fed", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Zugleich warnte der Experte davor, mit einem beschleunigten Zinsanhebungstempo zusätzlich Öl ins Feuer am US-Bankenmarkt zu gießen. Gitzel rechnet damit, dass die Fed noch eine Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte vornimmt. "Danach ist dann Schluss."
Die Landesbank Hessen-Thüringen brachte das Dilemma der Fed auf den Punkt: "Vor dem Hintergrund der Bankenkrise ist eher Zurückhaltung beim Zinstempo zu empfehlen, die Inflation aber drängt zur Eile." Dies sei eine Gratwanderung für die Fed - "und die Ereignisse der letzten Tage zeigen, dass das Risiko von Fehltritten dabei sehr hoch ist".
Einige Volkswirte hatten der Fed zuletzt vorgeworfen, die Leitzinsen in den vergangenen zwölf Monaten zu stark erhöht zu haben - und damit die Krise rund um die SVB mit heraufbeschworen zu haben.
Die Inflationsdaten sind zum Glück für die Börsianer im Rahmen der Erwartungen ausgefallen und haben den Druck auf die Fed nicht noch weiter erhöht. Es gilt jetzt, die Lage im US-Bankensektor in den Griff zu bekommen. Dann könnte der Markt seine Erholung fortsetzen.
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(Mit Material von dpa-AFX)