Rauchen ist schlecht für die Gesundheit, das wissen die meisten. Für das Depot sind Zigaretten aber alles andere als schädlich. Die langfristigen Kursgewinne sind exorbitant.
Krebszerfressene Lungen, verfaulte Zähne, abgestorbene Raucherbeine – seit Kurzem sind auch Tabakfirmen in Europa dazu verpflichtet, Schockbilder auf Zigarettenpackungen zu drucken. Die Wirksamkeit dieser Abschreckungsmaßnahme sei dahin gestellt. Immerhin wissen Raucher nicht erst seit gestern, dass Rauchen schädlich ist. Dennoch können viele den Griff zum Glimmstängel nicht lassen. Wer einmal anfängt, kommt schwer davon los. Oder anders ausgedrückt: Die Kundenloyalität zu Tabakfirmen ist extrem hoch. Zudem ist die Zigarette krisenresistent. Egal ob Beziehungs-, Lebens- oder Wirtschaftskrise – geraucht wird immer. Und wieder mehr. Doch auch für Nichtraucher lohnt sich zumindest der Kauf von Tabak-Aktien.
BAT and win
British American Tobacco (BAT) ist eines der größten Tabakunternehmen weltweit, das in rund 180 Ländern vertreten ist und im vergangen Jahr 689 Milliarden Glimmstängel an den Mann und die Frau gebracht hat. Das bescherte den Londonern einen Umsatz von über 13 Milliarden Britische Pfund. In diesem Jahr, so glauben Analysten laut Bloomberg, könnten die Erlöse organisch um eine weitere Milliarde auf 14 Milliarden Britische Pfund steigen.
Sonderkonjunktur Brexit
Dass das Britische Pfund mit der Brexit-Abstimmung massiv an Wert verloren hat – in der Spitze gut zwölf Prozent gegenüber US-Dollar und Euro – spielt British American Tobacco als Exporteur zusätzlich in die Karten. Der Tabak-Riese erzielt weniger als zwei Prozent seiner Umsätze im Vereinigten Königreich, der Rest wird nach Asien-Pazifik, Amerika, Europa, den Nahen Osten und Afrika exportiert.
Einmal angenommen, dass die Umsätze im Geschäftsjahr 2016 gleich blieben, so würde der „Lucky Strike“-Hersteller nur durch den Pfund-Absturz trotzdem 14,3 Milliarden Britische Pfund umsetzen. Der Brexit macht es möglich. Weil immer mehr Investoren dieser Zusammenhang klar wurde, stieg die BAT-Aktie trotz marktbreiter Korrektur um über zwölf Prozent. Seit Beginn dieses Jahres summiert sich das Plus auf über 30 Prozent. Einige Analysten haben ihre Empfehlungen für BAT nach dem Exit-Votum der Briten bereits hochgestuft – darunter auch die Experten von Goldman Sachs, JP Morgan und BNP Paribas. Dass Tabak-Aktien ganz ohne Brexit und Co Gewinne einfahren, zeigt der US-Konzern Altria.
Altria macht süchtig
Wer 1968 sein Kleingeld statt in Zigaretten in die Aktie von Altria gesteckt hätte, bekäme heute pro investiertem Dollar knapp 7.000 Dollar zurück – ganz ohne schädliche Nebenwirkungen. Der amerikanische Konzern ist eine Gewinnmaschine sondergleichen. Und das, obwohl die Bedingungen für die Tabakindustrie in der Vergangenheit eher schädlich gewesen sind: Werbeverbote, Strafzahlungen und Rauchverbote. Außerdem griffen in den vergangenen drei Jahren weltweit knapp fünf Prozent weniger Menschen zur Zigarette. Doch Altrias Geschäft tat das keinen Abbruch – im Gegenteil. Preiserhöhungen wurden in einem Zug an die treuen Kunden weitergegeben. Kein Wunder also, dass Jahr für Jahr sowohl Umsatz als auch Gewinn wuchsen und das auch immer noch tun. In diesem Jahr rechnen Analysten bei Altria mit einem Umsatz von über 19 Milliarden Dollar – nach 18,8 Milliarden Dollar im Vorjahr. Der Gewinn soll um 3,6 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar klettern. Dabei hilft es nicht nur Altria, dass laut Prognosen die Verkäufe von Tabakprodukten weltweit in den kommenden Jahren um rund drei Prozent zulegen sollen.
Die Dividende danach
Sowohl British American Tobacco als auch Altria bedienen mit ihren Produkten aber nicht nur die Süchte ihrer Kunden, sondern verwöhnen die Aktionäre auch noch mit einer üppigen Dividende. Aktuell liegt bei BAT die Dividendenrendite bei vier Prozent. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Dividende von 0,47 Britische Pfund auf 1,54 Britische Pfund mehr als verdreifacht. Auch in diesem Jahr, so schätzen Analysten, wächst die Dividende weiter, auf 1,65 Britische Pfund je Aktie.
Noch besser sieht es in Sachen Dividende bei Altria aus. In den vergangenen 46 Jahren – US-Firmen schütten viermal jährlich aus – hat das Unternehmen die Dividende 49 Mal angehoben. Rund 80 Prozent des Gewinns schüttet der Konzern in Form von Dividenden aus. 2015 lag diese bei 1,54 Dollar, was einer Dividendenrendite von 3,15 Prozent entspricht. Für 2016 rechnen Analysten mit einer Anhebung der Dividende auf 1,65 Dollar je Aktie. Apropos Aktie: In den vergangenen fünf Jahren hat der Kurs der Altria-Aktie um sage und schreibe 161 Prozent zugelegt.
Auf eine Zigarette ...
... zumindest im Depot. Denn die Tabakbranche hat bewiesen, dass sie Krisen besser wegsteckt als viele andere. Und auch wenn das Tabakgeschäft kein gesundes ist, so ist es dennoch ein lukratives. Jahr um Jahr steigen Umsatz, Gewinn und Dividende. Auch die Aktien von Altria und British American Tobacco sind bereits recht ordentlich gelaufen – beide haben in den vergangenen Tagen ihr Allzeithoch geknackt. Dennoch ist noch ordentlich Luft nach oben. Und auch wenn Zigarettenluft nicht die sauberste ist, so haben Tabak-Aktien in Sachen Performance doch einen langen Atem.
Dieser Artikel erschien bereits in der Ausgabe 28/16 von DER AKTIONÄR.