Bei der Deutschen Telekom dürften die Spekulationen um einen möglichen Verkauf der US-Mobilfunktochter die Zahlen für die ersten drei Monate überschatten. Der ehemalige Staatsmonopolist wird seine Zahlen für das erste Quartal am Donnerstag (8. Mai) vorlegen. Die T-Aktie gehörte in den letzten Tagen zu den stärksten DAX-Werten.
Nach Meinung von Analysten sind die Umsätze der Deutschen Telekom infolge von Zukäufen in den USA auch auf Konzernebene gestiegen. Die Investitionen ins Wachstum dürften aber den Gewinn aus dem operativen Geschäft schmälern. Lichtblicke gibt es den Branchenexperten zufolge im deutschen Mobilfunk, während das Geschäft mit dem Festnetz und im europäischen Ausland weiter schwächelt.
Beim Umsatz dürfte der Konzern um rund acht Prozent auf 14,85 Milliarden Euro zugelegt haben, schätzen 18 vom Unternehmen befragte Analysten im Schnitt. Das liegt den Experten zufolge maßgeblich am Zukauf MetroPCS durch T-Mobile US aus dem Vorjahr. Unter dem Strich steht nach den Daten gar gut ein Drittel mehr Gewinn mit 768 Millionen Euro. Allerdings schwanken die 13 Schätzungen für diesen Wert sehr stark. Aussagekräftiger werden für Analysten wohl ohnehin die Angaben zum um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sein. Mit 4,17 Milliarden Euro bleiben hier wohl knapp drei Prozent weniger übrig als im Vorjahreszeitraum.
In den Schätzungen sind die jüngsten Zahlen aus dem ersten Quartal von T-Mobile US noch nicht eingearbeitet. Von 2,4 Millionen neuen Kunden in den ersten drei Monaten waren bei ihr 1,3 Millionen lukrative Vertragskunden gewesen. Das war aber durch günstigere Tarife und hohe Werbungskosten erkauft - unter dem Strich hatten 151 Millionen Dollar (109 Millionen Euro) gefehlt. Auch für das Gesamtjahr erwartet die US-Tochter, die mittlerweile fast genauso viel zum Umsatz beisteuert wie das Heimatgeschäft, nun weniger operativen Gewinn als zuvor.
Lohnen könnte sich das Geld dennoch, das die Bonner derzeit ins US-Geschäft stecken. Der viertgrößte US-Mobilfunker hübscht sich dadurch schließlich auf. Immer wieder schießen am Markt Spekulationen ins Kraut, dass Sprint sich als zweiter kleinerer Anbieter hinter den Platzhirschen Verizon und AT&T mit Übernahmegedanken trägt. Jüngsten Meldungen zufolge soll Sprint bereits Tuchfühlung mit Banken aufgenommen haben, um die Finanzierung zu stemmen.
Erneut gut dürfte das Geschäft mit dem deutschen Mobilfunk gelaufen sein. Hier rechnen Experten mit einem Wachstum, das über dem der Konkurrenz liegt. Insbesondere Vodafone jage die Telekom wohl Marktanteile ab, schätzt Analyst Frederic Boulan von der Investmentbank Nomura. Zudem schlügen die Eingriffe der Regulierer nicht mehr so stark zu Buche. Im Breitband setzen Kabelfirmen wie die Vodafone-Tochter Kabel Deutschland den Bonnern dagegen weiter zu. Der Ausbau mittels neuer Techniken reichen Boulan zufolge noch nicht aus, um das auszugleichen. Bei der kriselnden IT-Geschäftskundentochter T-Systems interessiert die Analysten der Fortschritt beim Umbau. Bis 2015 will der Telekomkonzern in der Sparte rund 4900 der insgesamt rund 29.000 Stellen streichen.
Die Papiere der Deutschen Telekom haben zuletzt Gas gegeben. Die DAX-Titel ist über die 12-Euro-Marke ausgebrochen und damit den Abwärtstrend der vergangenen Wochen hinter sich gelassen, der Weg bis zum alten Jahreshoch bei 12,92 Euro ist frei. Spekulationen um ein Gebot für die Tochter T-Mobile US hatte das Interesse der Marktteilnehmer für die Telekom-Aktie angeheizt. Bietet Sprint für T-Mobile US, klingeln bei der Konzernmutter Telekom die Kassen. Die Zahlen sollten im Rahmen der Erwartungen ausfallen. Investierte Anleger bleiben dabei und sichern ihre Position mit einem Stopp bei 10,40 Euro ab. Das Kursziel lautet nach wie vor 14,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)