Es wurde immer wieder erklärt: Steigt der Ölpreis, so fällt die Aktie der Lufthansa. Schließlich sind Treibstoffkosten ein wichtiger Faktor für die Airline. Doch vom jüngsten Ölpreisrutsch um rund 30 Prozent profitierte der DAX-Titel kaum. Was verständlich ist, wenn man auf die bisherige Korrelation blickt.
So kommt es zwar an einzelnen Handelstagen oder hin und wieder auch über kurze Perioden hinweg durchaus zu einer direkt negativen Korrelation zwischen Ölpreisentwicklung und dem Verlauf des Aktienkurses der Lufthansa. Aber über einen längeren Zeitraum hinweg gab es weder in den vergangenen beiden Jahren (siehe erster Chart; Lufthansa ist gelb, Öl blau) noch in der langfristigeren Betrachtung seit 2006 (siehe zweiter Chart; Lufthansa ist gelb, Öl blau) einen Beleg für eine starke Abhängigkeit.
Auch fundamental betrachtet ist es verständlich, dass die Lufthansa-Aktie nicht zwangsläufig jede Bewegung der Ölpreise in die Gegenrichtung nachvollziehen muss. Schließlich zählt gerade die Lufthansa zu den Airlines, die meist am besten gegen Preisschwankungen abgesichert ist. So wurden für 2018 etwa rund 75 Prozent des erwarteten Spritverbrauchs gehedgt. Daher würde sich nicht jede einzelne Kursbewegung von WTI- oder Brent-Öl sofort im Lufthansa-Ergebnis bemerkbar machen.
Zudem kann es wie etwa 2017 in Phasen einer sehr robusten Weltkonjunktur sowohl mit den Ölpreisen als auch mit den Gewinnen (und dem Aktienkurs) der Lufthansa nach oben gehen. Denn in Zeiten einer anhaltend robusten Wirtschatsentwicklung steigt die Ölnachfrage ebenso wie die Passagierzahlen. Hingegen ging es nach der Lehman-Pleite mit beiden kräftig bergab, da die Weltwirtschaft in eine Rezession abdriftete.
Abhängigkeit nicht überbewertet
Ein nachhaltig hohes Ölpreisniveau stellt zwar natürlich eine Belastung für das Konzernergebnis der Lufthansa dar, allerdings sollten sich Anleger von dem Glauben lösen, dass sich zwangsläufig jede Veränderung auch im Lufthansa-Kurs widerspiegeln muss.
Die mit einem KGV von 5 und einem KBV von 0,8 sehr günstig bewertete Aktie der Lufthansa bleibt ein Kauf. Der Stoppkurs sollte bei 16,80 Euro belassen werden.