Die Anzeichen eines neuen Kaufangebots für die US-Mobilfunksparte der Deutsche Telekom verdichten sich weiter. Der drittgrößte US-Mobilfunker Sprint arbeitet einem Bericht zufolge mit Hochdruck an einer Offerte für die Telekom-Tochter. Es könnte bereits in den kommenden Wochen ein Gebot geben, berichtete das Wall Street Journal am Wochenende unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Größtes Problem sei nach wie vor die Unsicherheit, ob die amerikanischen Wettbewerbshüter eine Übernahme des viertgrößten Mobilfunkanbieters in den USA durchwinken, schreibt das Blatt. Die Telekom wolle sich für diesen Fall absichern. Sollte der Verkauf am Widerstand der Aufseher scheitern, fordert die Telekom dem Bericht zufolge eine Zahlung von mehr als einer Milliarde Dollar von Sprint. Am Donnerstag vergangener Woche hatte Telekom-Chef Tim Höttges sich für das US-Geschäft alle Optionen offen gehalten. Von Regulierern sei aber starker Widerstand bei einem Verkauf zu erwarten.
Die Deutsche Telekom hat schlechte Erfahrung mit den US-Aufsehern. Diese hatten 2011 den Verkauf der amerikanischen Mobilfunktochter an AT&T für 39 Milliarden Dollar verhindert. Damals hatte der Bonner Konzern von dem amerikanischen Unternehmen drei Milliarden Dollar in bar sowie Lizenzen für Mobilfunknetze im Wert von rund einer Milliarde Dollar als Wiedergutmachung erhalten. Nach dem gescheiterten Verkauf hatte die Telekom ihre US-Tochter mit der Übernahme von MetroPCS gestärkt und im Mai vergangenen Jahres teilweise an die Börse gebracht. Seitdem buhlt T-Mobile US mit einer aggressiven Strategie zunehmend erfolgreich um Kunden auf dem hart umkämpften Markt.
Angesichts der zu erwartenden Stolpersteine erwägen die Parteien laut Zeitung, gegebenenfalls auch bis auf den Zeitraum nach einer anstehenden Auktion von Mobilfunkfrequenzen 2015 zu warten. In der kommenden Woche will der Telekomregulierer FCC über neue Vergaberichtlinien entscheiden. Erwartet wird, dass die beiden Mobilfunkplatzhirsche Verizon und AT&T künftig weniger Hochleistungsfrequenzen kaufen dürfen. Auch Sprint drohen härtere Auflagen, was es für das Unternehmen schwieriger machen könnte, bei den Aufsehern künftige Zukäufe durchzusetzen.
Derzeit hält die Telekom knapp 67 Prozent an T-Mobile US, deren Börsenwert aktuell bei etwas mehr als 25 Milliarden Dollar liegt. Für manche Analysten am Kapitalmarkt ist die Trennung vom US-Geschäft nur noch eine Frage der Zeit, andere schätzen die Erfolgschancen als gering ein. Telekom-Branchenexpertin Robin Bienenstock von Bernstein Research sieht im gegenwärtig starken Wachstum der US-Tochter eine gute Gelegenheit für die Bonner für den Ausstieg, wie sie vergangene Woche schrieb. Die Strategie, Kunden mit teuren Lockangeboten zu ködern, sei auf sich allein gestellt nicht lange durchzuhalten.
Entgegenkommen dürfte einem möglichen Deal, dass Sprint-Mehrheitseigner Softbank bald auf einem großen Berg Geld hocken könnte: Die Japaner sind mit mehr als einem Drittel an der chinesischen Internet-Handelsplattform Alibaba beteiligt, die in New York an die Börse will. Der Mega-Börsengang könnte rund 15 bis 20 Milliarden Dollar Wert sein. Analysten schätzen den Wert des Unternehmens auf um die 150 Milliarden. Softbank könnte der Tochter Sprint also bei T-Mobile US finanziell unter die Arme greifen.
Die Aktie der Deutschen Telekom hat zuletzt ordentlich Boden gut gemacht. Von rund elf Euro ging es bei auf 12,50 Euro nach oben. Dadurch wurde der Abwärtstrend nach oben verlassen. Unter anderem haben Spekulationen um ein Gebot für die Tochter T-Mobile US das Interesse der Marktteilnehmer für die Telekom-Aktie angeheizt. Investierte Anleger bleiben dabei und sichern ihre Position mit einem Stopp bei 10,40 Euro ab.
(Mit Material von dpa-AFX)