Aufwind für die Telekom: Die Übernahmepläne des US-Mobilfunkers Sprint für die amerikanische Mobilfunktochter der Deutschen Telekom sorgen am Aktienmarkt für gute Stimmung. An der Börse schnellte die T-Aktie an die DAX-Spitze.
Sprint prüfe derzeit mögliche Wettbewerbsbedenken und könnte ein Angebot für T-Mobile US im ersten Halbjahr kommenden Jahres starten, schrieb das Wall Street Journal. Für Experten könnte dieser Zug aufgehen – wenn die Regulierer die Milliardenübernahme nicht verbieten.
Citigroup-Analyst Michael Rollins sieht in einem Schulterschluss von Sprint mit T-Mobile USA einen erheblichen Schub in der Konkurrenz mit den Marktführern. Die Genehmigung der Regulierer zu erhalten, könne aber schwierig werden. Doch habe Sprint bessere Chancen als sie der Telekomriese AT&T hatte. Die Telekom hält noch rund 70 Prozent an T-Mobile US und hatte 2011 vergeblich versucht, die Tochter an AT&T zu verkaufen. Die US-Kartellwächter befürchteten eine so massive Schwächung des Wettbewerbs, dass sie dem Deal einen Riegel vorschoben.
Die Nummer drei auf dem Markt
Im Fall von Sprint und T-Mobile US würden sich allerdings „nur“ die Nummern drei und vier im Markt zusammenschließen. Sie hätten zusammen rund 53 Millionen Vertragskunden. Damit wäre der neue Anbieter aber immer noch deutlich kleiner als Verizon Wireless mit 95 Millionen und AT&T mit rund 72 Millionen Vertragskunden. Der Wert des Deals könnte bei mehr als 20 Milliarden US-Dollar liegen, hieß es am späten Freitag unter Berufung auf informierte Personen.
Was machen die Wettbewerbshüter?
Eine Zustimmung der US-Wettbewerbshüter zu einer Übernahme in den USA wäre alles andere als sicher. Sie sorgen sich schon lange um eine Einschränkung der Konkurrenz mit höheren Preisen für US-Verbraucher. Gerade der kleine Player T-Mobile gilt als Preisbrecher. Auch für eine Kombination aus Sprint und T-Mobile US sehen Experten keine besonders guten Aussichten bei den Wettbewerbshütern. Er sehe nur geringe Chancen, den Deal in den kommenden zwei Jahren bei den Regulierern durchzubekommen, sagte Walt Piecyk, ein Analyst der Finanzfirma BTIG der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Sprint und T-Mobile US hatten sich allerdings oft beklagt, dass sie es als kleine Player schwer haben, mit den beiden Riesen zu konkurrieren. Die Telekom-Tochter kaufte deswegen den kleinen Anbieter MetroPCS. T-Mobile US hatte lange Zeit Kunden verloren, mit dem iPhone im Angebot und günstigen Flatrate-Tarifen gelang es jedoch, den Trend umzukehren.
Japan hat seine Finger im Spiel
Die Aktien des japanischen Internet- und Mobilfunkkonzerns Softbank, der die Mehrheit an Sprint hält, sackten im Nachhall des Presseberichts indes um 3,2 Prozent ab. Softbank hatte sich angesichts der schrumpfenden Bevölkerung in Japan dem Ausland zugewandt und war im Juli bei Sprint eingestiegen. Beim drittgrößten Mobilfunker der USA will Softbank in den nächsten zwei Jahren 16 Milliarden Dollar in das Netz investieren, um den Anschluss an die Platzhirsche Verizon Wireless und AT&T nicht zu verlieren.
Sprint war in diesem Jahr vom japanischen Milliardär Masayoshi Son übernommen worden, dem in Japan der Mobilfunk-Konzern Softbank gehört. Son sei auch die treibende Kraft hinter den Plänen für T-Mobile US, schrieb das Wall Street Journal. Er hatte über 20 Milliarden Dollar für den Sprint-Anteil von zuletzt 80 Prozent bezahlt und will die Investition zum Erfolg führen.
Die T-Aktie hat mit der heutigen Meldung ihre Konsolidierung beendet. Das Papier stürmt wieder Richtung des Jahreshochs. Die Aktie bleibt ein Kauf.
(mit Material von dpa-AFX)