Die Manager der Deutschen Post haben die Forderungen der Gewerkschaft Verdi großteils abgeschmettert. Was die Arbeiter des Unternehmens und die in 49 untertariflich bezahlte Tochterfirmen ausgelagerten Zusteller ärgert, freut die Aktionäre. Die Folgen der Streiks in Deutschland auf den Gewinn des Logistik-Unternehmens sind vernachlässigenswert. Auch wenn Christian Cohrs, Analyst von Warburg Research, von "merklichen Auswirkungen" spricht. Dabei sind selbst seine Schätzungen für die am 6. August vorzulegenden Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Jahres sowie das Gesamtjahr sehr zuversichtlich.
Cohrs verweist auf die regionale Umsatzverteilung der Deutschen Post. Da mehr als die Hälfte dieser Erlöse außerhalb des Euro-Raums erwirtschaftet werden, profitiert der Konzern wohl deutlich von der im Wert gesunkenen europäischen Gemeinschaftswährung. Ein neues Management für die Fracht-Sparte sowie höhere Gebühren dürften zu Fortschritten im Vergleich zum ersten Quartal des laufenden Jahres geführt haben; im Jahresvergleich dürfte das operative Sparten-Ergebnis allerdings erneut stark gesunken sein. Für den Gewinn im Gesamtkonzern dürfte sich eine im Jahresvergleich von 12,5 auf 18 Prozent erhöhte Steuerquote mindernd auswirken. Einzig die Sparte "Expressdienstleistungen" wirke als Wachstumsbringer, ansonsten ist das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) des Konzerns eher stabil. Das sei allerdings nur eine vorübergehende Erscheinung.
Cohrs ist ein Optimist
Cohrs schätzt, der Umsatz der Deutschen Post AG im zweiten Quartal dieses Jahres dürfte 15 Milliarden Euro betragen. Das wäre ein Anstieg im Jahresvergleich von 9,9 Prozent. Das EBIT soll um 0,5 Prozent auf 659 Millionen Euro zulegen, der Gewinn je Aktie aber von 0,38 auf 0,34 Euro sinken. Die von Bloomberg befragten Analysten schätzen den Erlös auf 14,7 Milliarden Euro und den Ertrag pro Anteil auf 0,35 Euro.
Für das Gesamtjahr schätzt Cohrs, der Umsatz würde um 8,7 Prozent auf 61,6 Milliarden Euro zulegen, das EBIT um acht Prozent auf 3,2 Milliarden Euro und der Gewinn um 3,5 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro beziehungsweise 1,77 Euro je Aktie. Der Bloomberg-Konsens sieht die Erlöse bei 60,4 Milliarden Euro und das Ergebnis pro Anteil bei 1,72 Euro. Cohrs rät zum "Kaufen" der Aktie und gibt sein Kursziel mit 33 Euro an. Zwölf von 34 Analysten, welche sich mit der Deutschen Post beschäftigen, raten zum Kauf, 19 zum Halten und drei zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 29,52 Euro.
DER AKTIONÄR bleibt beim Kursziel von 37 Euro und rät dazu, den Stop-Loss bei 23 Euro zu setzen.