Die Deutsche Börse veröffentlicht morgen nach Handelsschluss ihre Zahlen zum vergangenen Jahr. Analysten erwarten, dass der Marktbetreiber den Gewinn je Aktie von 4,14 Euro im Vorjahr auf nun 4,59 Euro kräftig gesteigert hat. Doch das könnte nebensächlich werden. Bei dem Konzern geht es derzeit um viel mehr.
Fusion mit London Stock Exchange wackelt
Durch den Vorwurf des Insiderhandels gegenüber Deutsche-Börse-CEO Carsten Kengeter ist der geplante Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE) in Gefahr geraten. Laut verschiedener Medienberichte erhärten sich jetzt die Indizien gegen Kengeter. So berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass bereits im Sommer 2015 Gespräche im Unternehmen zu einer möglichen Fusion mit der LSE geführt wurden. Kengeter kaufte am 14. Dezember 2015 eigene Aktien des Konzerns für 4,5 Millionen Euro, öffentlich wurden die Absichten der Deutschen Börse und der LSE allerdings erst Anfang 2016.
Neben der EU-Kommission muss auch die Börsenaufsicht des Landes Hessen grünes Licht für den Zusammenschluss geben. Nach den jüngsten Vorwürfen gegen den Chef der Deutschen Börse sei das Klima zwischen dem Konzern und der Behörde endgültig vergiftet, so Insider gegenüber der Zeitung.
Dabeibleiben
Die Vorwürfe gegen CEO Kengeter scheinen sich zu erhärten, was der geplanten Fusion mit der LSE endgültig den Todesstoß versetzen könnte. Aktionäre sollten aber vorerst Ruhe bewahren: Operativ steht der Konzern gut da und die steigenden Zinsen in den USA stützen den Kurs zusätzlich. Anleger bleiben an Bord und beachten den Stopp bei 65,00 Euro.
Wie Hochfrequent-Trader die Börse in ein Kasino verwandelt haben
Am 6. Mai 2010 hielt die Finanzwelt den Atem an: Binnen sechs Minuten verlor der S&P 500 sechs Prozent an Wert. Der Dow Jones Industrial Average büßte sogar über neun Prozent ein. Es wurde vermutet, dass ein Börsenhändler sich um mehrere Zehnerpotenzen vertippt und damit eine Verkaufslawine ausgelöst hatte. Dieser „Flash Crash“ warf ein Schlaglicht auf das neue Marktumfeld, welches durch die zunehmende Computerisierung des Börsenhandels geprägt ist. Stichwort: Hochfrequenz-Trading. Jim McTague beschreibt in seinem Buch, wie technikbesessene Trader sowie überforderte und ahnungslose Regulierungsbehörden aus dem Aktienmarkt ein Spielkasino gemacht haben. Ein gravierendes Problem daran ist: Der Aktienmarkt kann seine klassische Funktion, aufstrebende, innovative Unternehmen mit dem Kapital interessierter Anleger zu versorgen, nicht mehr in der bisherigen Form wahrnehmen. Wer die veränderte Börsenlandschaft verstehen und wissen will, wie er in Zukunft sein Geld anlegen kann, sollte dieses Buch lesen.