Bei der Deutschen Börse läuft es rund, zumindest operativ. Im Zuge der Coronakrise profitierte der Handelsplatzbetreiber im ersten Quartal von den volatilen Märkten und starken Handelszuwächsen. Der Umsatzsprung betrug 27 Prozent – ein Rekordzuwachs. Für das weitere Geschäftsjahr erwartet der Konzern ebenfalls keine Rückschläge. Guter Nährboden, um Großes zu erreichen.
Bei der gestrigen Hauptversammlung, die rein virtuell stattfand, betonte Konzernchef Theodor Weimer den vorhandenen Geldbestand von zwei Milliarden Euro. Geld, dass für einen strategischen Zukauf zur Verfügung stehen soll. Dieser war lange ersehnt, nachdem 2017 der Zusammenschluss mit der Londoner Börse LSE platzte oder der 2019 der Versuch, die Devisenhandelsplattform FXall des Finanzdatenanbieters Refinitiv zu kaufen, ebenfalls scheiterte.
„Größe ist für den Erfolg von Marktinfrastrukturdienstleistern sehr wichtig“, sagte Weimer bei der Online-Hauptversammlung. Weimer verwies in diesem Zusammenhang auf das vierte Quartal, denn da soll die neue Unternehmensstrategie „Compass 2023“ vorgestellt werden. Dabei sollen Zukäufe eine wichtige Rolle spielen, gleichzeitig wurden transformatorische Abenteuer ausgeschlossen, wie es beispielsweise der Zusammenschluss mit der Londoner Börse gewesen wäre.
Weimer bekräftigte, dass die Deutsche Börse den Rückstand auf internationale Konkurrenten durch große Zukäufe verkürzen will. Durch Übernahmen der US-Softwarefirma Axioma und einer Mehrheitsbeteiligung an der Fondsvertriebsplattform der Schweizer Großbank UBS sei ein erster Schritt in diese Richtung bereits angelaufen. „Wir brauchen allerdings mehr und noch größere Transaktionen.“
Wie lange bleibt Weimer noch an Board?
Weimer stand weiterhin im Fokus bezüglich eines bevorstehenden Engagements bei der Deutschen Bank. Viele sehen ihn als Favoriten für die Nachfolge von Paul Achleitner. Weimer schob erstmal einen Riegel vor die Gerüchte, kategorisch ausschließen wollte er ein solches Unterfangen ebenso nicht. „Ich bin lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass die Ausübung des Amtes nicht nur von mir, sondern auch von anderen Faktoren abhängt, wie Erfolg, einem glücklichen Händchen, der Zustimmung zu meiner Arbeit und dergleichen mehr.“ Als einfaches Mitglied soll er heute bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank in den Aufsichtsrat gewählt werden. „Alles andere ist Spekulation“, sagte Weimer.
Seit ihrem März-Tief bei 92,92 Euro hat der Kurs der Aktie wieder rund 60 Prozent zugelegt. Verständlich, denn mit ihrem Geschäftsmodell ist die Deutsche Börse nicht nur ein Profiteur volatiler Märkte, sondern ebenso systemrelevant. Die Deutsche Börse hat eine hervorragende Marktposition. Mit einem lang ersehnten Zukauf würde das Unternehmen weitere Wachstumsquellen anzapfen.
Investierte Anleger lassen die Gewinne laufen, der Stopp liegt bei 120,00 Euro. Wer noch nicht dabei ist, kann die Aktie weiter einsammeln, das Ziel beträgt 185,00 Euro.