Heute wird es ernst für Deutschlands größtes Geldhaus. Der Vorstand stellt dem Aufsichtsrat die neue Strategie vor. Seit Wochen wird darüber spekuliert, wie die Deutsche Bank in Zukunft aussehen wird. Die Analysten sind skeptisch.
Warum braucht die Deutsche Bank überhaupt eine neue Strategie? Der Bank ist es seit der Finanzkrise nicht gelungen, ihre Gewinne zu stabilisieren. Eigentlich wollte die Bank mit eingesetztem Kapital zwölf Prozent nach Steuern verdienen, im vergangenen Jahr sprangen gerade einmal 2,7 Prozent Rendite heraus. Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten sind größer als angenommen, die anhaltenden Minizinsen belasten ebenso wie immer schärfere Vorgaben der Aufseher weltweit.
Wo verläuft innerhalb der Bank die Konfliktlinie? Die Strategiedebatte ließ alte Gräben wieder aufbrechen. Sollte sich die Bank tatsächlich aus weiten Teilen des Privatkundengeschäfts zurückziehen - worauf zuletzt einiges hindeutete - wäre das ein Triumph der Investmentbanker. Deren oberster Chef war lange Anshu Jain, der seit Juni 2012 einer von zwei Co-Chefs des Konzerns ist. Immer wieder wird aus diesem Lager auf die schwachen Gewinnbeiträge aus dem Privatkundengeschäft verwiesen.
Umgekehrt dringt seitens der Privatkundenvertreter der Vorwurf nach außen, es seien die Investmentbanker gewesen, die mit windigen Geschäften für einen Großteil der teuren Altlasten der Bank verantwortlich seien.
Was passiert mit der Postbank? Zuletzt wurden dem Vernehmen nach noch zwei Varianten diskutiert: Ein Verkauf der Postbank oder die Aufspaltung des Konzerns in eine Unternehmerbank einerseits und eine Privatkundenbank inklusive Postbank andererseits.
Trennt sich die Deutsche Bank tatsächlich von ihrer Bonner Tochter, würde das die Bilanzsumme des Konzerns von zuletzt rund 1,7 Billionen Euro erheblich verkleinern und die Deutsche Bank zum Beispiel bei der drohenden Leverage Ratio entlasten. Bei dieser Verschuldungsobergrenze wollen die Regulatoren die Geschäfte einer Bank unabhängig vom Risikogehalt pauschal ins Verhältnis zum Eigenkapital setzen. Der Baufinanzierungsschwerpunkt der Postbank wäre in dieser Berechnung eher eine Belastung.
Kommt die positive Überraschung?
Im Schnitt gerade mal ein Prozent Kurspotenzial trauen die Analysten der Deutschen-Bank-Aktie derzeit zu. Mit anderen Worten: Sie glauben nicht daran, dass Jain/Fitschen mit ihrer neuen Strategie der ganz große Wurf gelingen wird. Das heißt: Jain und Fitschen können eigentlich nur positiv überraschen. In wenigen Stunden wissen wir mehr. DER AKTIONÄR sieht das Kursziel bei 40 Euro, der Stopp sollte bei 26,50 Euro gesetzt werden.
(Mit Material von dpa-AFX)