Folker Hellmeyer erwartet, dass sich die Ukrainekrise Stück für Stück zurückbildet. Die Konjunktur sei auf einem guten Weg, das sollten wir uns seiner Meinung nach nicht ausreden lassen. Aktien seien für Anleger allererste Wahl.
DER AKTIONÄR: Herr Hellmeyer, Öl, Lebensmittel, vieles wird billiger. Müssen wir Angst haben, dass es zur Deflation, also zu sinkenden Preisen ohne Wachstum, kommt?
FOLKER HELLMEYER: Ich bin da entspannt. Die globale Nachfragekurve ist gesund, die Weltbevölkerung wächst stetig. Dass es kurzfristig im Süden Europas holprig ist und die Preise temporär zurückgehen, ist Folge der Reformen und politisch gewollt. Damit sind diese Länder wieder konkurrenzfähig.
Wie lange wird dieser Prozess dauern?
Zwölf bis 18 Monate, dann werden die disinflationären Tendenzen verschwunden sein.
Aber es gibt Experten, die vor japanischen Verhältnissen in Europa warnen.
Der Vergleich ist hanebüchen. Japan hat nie grundlegende Reformen angepackt. Wegen dieses Mankos kam die japanische Konjunktur nie nachhaltig in Fahrt. Europa setzt die aggressivsten und stringentesten Reformen in der Geschichte der Industrienationen um. Aus diesem Grund sind Vergleiche mit Japan nicht zulässig.
Was ist mit der Ukrainekrise? Ist das Thema vom Tisch?
Nein, allerdings wird sich die Krise meiner Meinung nach im kommenden Jahr Stück für Stück zurückbilden. Es wäre ökonomischer Masochismus, die Sanktionspolitik weiterzuführen. Das kann der Osten nicht wollen, und der Westen auch nicht.
Wie lautet Ihre Prognose für den DAX bis zum Jahresende?
Es wird holprig bleiben, weil uns immer mal wieder schlechte Konjunkturdaten ins Haus stehen. Trotzdem sehe ich den DAX an Silvester bei 9.700 Punkten.
Und 2015?
Bei 11.000. Erstens weil sich die Lage in der Ukraine immer weiter entspannt. Zweitens weil in Zeiten der finanziellen Repression Aktien allererste Wahl sind.
Herr Hellmeyer, vielen Dank für das Interview.