Der Berliner Lieferdienst Delivery Hero zieht sich aus der Schweiz zurück und verkauft die dortige Marke Foodarena an den niederländischen Konkurrenten Takeaway.com. Hintergrund ist der erbitterte Kampf um die Vorherrschaft in der Branche.
Delivery Hero hatte die Schweizer Lieferplattform erst Mitte März komplett übernommen. „Jetzt werden wir entscheiden, ob wir mehr investieren, um eine Marktführerschaft zu schaffen“, sagte Unternehmenschef und Gründer Niklas Östberg damals in einem Interview mit dem Magazin Finanz und Wirtschaft (FuW). Man wolle nirgends die Nummer 2 sein.
Nun ist die Entscheidung gefallen – und zwar gegen einen kostenintensiven Kampf um die Vorherrschaft mit lokalen Konkurrenten wie der Just-Eat-Tochter eat.ch oder dem Schweizer Ableger der Takeaway Group. Konsequenz ist ein Rückzug aus der Schweiz und der Verkauf vom Foodarena an Takeaway.
„Wir haben zuvor schon betont, dass wir unsere Strategie zur Festigung von Führungspositionen weiter fortsetzen werden. Der Verkauf von Foodarena wird es uns ermöglichen, unsere Anstrengungen und Ressourcen auf Märkte zu konzentrieren, in denen wir klare Führungspositionen und längerfristige Wachstumschancen haben“, heißt es dazu von Duncan McIntyre, Head of Investor Relations von Delivery Hero, in einer Pressemitteilung. Über den Transaktionspreis haben die beteiligten Unternehmen Stillschweigen vereinbart.
„The winner takes it all“
Der Markt für Essenslieferdienste boomt, ist aber sehr hart umkämpft. In den meisten Ländern kann – wenn überhaupt – nur die Nummer 1 profitabel arbeiten. Den Konkurrenten auf den hinteren Rängen bleiben mittel- und langfristig nur zwei Optionen: entweder ein teurer Kampf um die Marktführerschaft oder der Rückzug. Beobachter rechnen daher auch weiterhin mit Verkäufen und Zusammenschlüssen in der Branche, zumal den großen Playern Delivery Hero, Just Eat und Takeaway inzwischen auch Konkurrenz von Amazon und Uber droht.
Knapp unter Allzeithoch
Dass sich Delivery Hero in der Schweiz nicht auf eine Marketing-Schlacht einlässt, wird von den Anlegern zwar nicht unbedingt bejubelt, aber immerhin positiv gewürdigt: Die Aktie des MDAX-Neulings notiert am Freitag moderat im Plus. Trader bleiben dabei und setzen auf einen baldigen Sprung über das in dieser Woche erreichte Allzeithoch bei 44,52 Euro.