Der deutsche Leitindex hat den Start in den neuen Monat verpatzt: So negativ ist er zuvor seit 1960 noch nie in einen Mai gestartet. Bereits am letzten Handelstag im April ging er mit deutlichen Abschlägen aus dem Handel. Der Artikel geht aus technischer Sicht der Frage nach, ob sich hier eine zweite Korrekturwelle anbahnt – oder die letzten Tage eher gelassen betrachtet werden können.
Mies in den Mai = mies aus dem Mai?
Ein schwacher Mai-Auftakt könnte mehr als andere Handelstage indikativ für die kommenden Wochen und Monate sein: Hier zeigt sich, welche Haltung große Marktteilnehmer gegenüber dem anstehenden Börsensommer haben. Größere Verkaufsbereitschaft gerade zu Beginn des Monats deutet demzufolge auf eine pessimistische Sichtweise hin. Und in der Vergangenheit war dem auch tatsächlich so (siehe unten).
Mai-Auftakt: Historischer Vergleich mahnt
Auf der anderen Seite haben wir gerade einen sehr starken April erlebt – eine „gesunde“ Konsolidierung stellt aus dieser Sicht keine Überraschung dar. Kurzum, wir stellen den schwachen Mai-Auftakt einmal in den historischen Kontext: Die folgende Grafik zeigt hierzu die durchschnittliche Entwicklung des DAX in den nächsten sechs Monaten, rein abhängig von der Performance am ersten Mai-Handelstag (seit 1960: 36 positive und 24 negative Fälle).
Hätte der erste Mai-Handelstag gar keine Relevanz für die darauffolgenden Wochen, so würde man einen weitgehend identischen Verlauf der beiden Kurven erwarten. Empirisch driften die Entwicklungen jedoch sichtbar auseinander – zumindest für die nächsten zwölf Wochen. Besonders schwach wird die Erwartung, wenn der DAX mit deutlichen Verlusten in den Mai startet. Nach zwölf Wochen lag die durchschnittliche Entwicklung in der Folge bei rund -9 Prozent. Zwar ist diese Statistik aufgrund der nur sechs bisherigen Fälle sehr mit Vorsicht zu genießen, doch die waren nahezu durch die Bank mies.
Immerhin: Andere Indikatoren zeigen optimistischeres Bild
Als Anleger sollte man sich natürlich nie nur auf einen Indikator verlassen. Dem schwachen Maistart stehen auch aus technischer Sicht immerhin einige „Lichtblicke“ gegenüber. So hat der DAX wieder einen Aufwärtstrend ausgebildet und ist kürzlich erstmals seit Ende Februar wieder über seine 50-Tage-Linie übersprungen. Auch der „bullenstarke“ Monat April und die allgemeine Ausgangslage für den Sell in May-Effekt sind aus empirischer Sicht mittelfristig positiv zu werten.