Das Editorial der aktuellen AKTIONÄR-Ausgabe ist mit den Worten "Die große Verunsicherung" überschrieben. Jetzt wird die Verunsicherung unter Anlegern nur noch größer: Eine konzertierte Aktion der führenden Notenbanken gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise macht die Anleger an den Aktienmärkten offenbar noch nervöser. Nach einer der schwärzesten Wochen der Börsengeschichte, die den bisherigen Schlusspunkt des schnellsten 30-Prozent-Sturzes ausgehend von einem Hoch darstellte, und die dem DAX den schlimmsten Tagesverlust seiner Geschichte einbrachte, zeichnen sich für den deutschen Leitindex DAX in der Nacht zum Montag weitere Verluste ab. Der Future auf den DAX notiert gegen 00.30 Uhr bei lediglich 9.100 Punkten und nähert sich der Marke von 9.000 Punkten weiter an.
Bereits zuletzt waren geldpolitische Lockerungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank verpufft. Die Maßnahme könnte eher die Sorgen vor noch Schlimmerem befeuern anstatt zu beruhigen, hatten Marktbeobachter Anfang März etwa nach einer Zinssenkung durch die Fed gesagt.
Die Fed senkte den Leitzins nun am Sonntag erneut. Zudem wollen weltweit führende Notenbanken die Versorgung des Finanzsystems mit der Weltreservewährung US-Dollar sicherstellen. Zum einen werden die Kosten bereits bestehender gegenseitiger Dollar-Leihgeschäfte (Swaps) verringert. Zum anderen werden zusätzliche Leihgeschäfte mit einer längeren Laufzeit durchgeführt.
Senkung kommt nicht überraschend, allerdings ...
... verfrüht. Ursprünglich wollten die Notenbanker Mitte dieser Woche zusammenkommen, um über die nächste Schritte zu entscheiden. Marktteilnehmer hatten nach der Senkung am 3. März eine weitere Senkung erwartet. Sie rechneten mit einem Schnitt um 75 Basispunkte.
Maßnahmen verpuffen angesichts immer neuer Schreckensmeldungen wirkungslos
All das verpufft aktuell angesichts der sich zuspitzenden Viruskrise: Grenzen sind geschlossen, Fluglinien streichen Routen zusammen, Lieferketten sind in Gefahr, Regale sind leergeräumt, Autos werden zu Ladenhütern, und das öffentliche Leben kommt zunehmend zum Erliegen: Die Coronavirus-Krise hat Wirtschaft und Finanzmärkte fest im Griff. Mit umfangreichen Hilfen für Unternehmen wollen viele Länder die Folgen der Pandemie mindern. Ob das dem DAX nach dem Corona-Crash kurzfristig auf die Beine hilft, ist offen.
So ist die aktuelle Entwicklung für den Analysten Markus Reinwand von der Landesbank Helaba zwar "ein klares Indiz dafür, dass die Märkte derzeit nach unten übertreiben". Wann dies ende, sei aber kaum zu sagen - zumal nun auch Deutschland einige Grenzen schließt.
Nach einer ersten positiven Reaktion – abzulesen an den Futures auf US- und Deutschland-Indizes – offenbart sich nun die hohe Nervosität an den Aktienmärkten. Bereits kurze Zeit nach Anzeichen einer Erholung drehen die Futures sogar ins Minus. Anleger haben sich inzwischen fast schon an das auf und ab gewöhnt. Für Montag sieht die Tendenz eher nach einem weiteren ab denn nach einem auf aus.
Mit Material von dpa-AFX