Dem DAX hatte in den letzten Tagen die Kraft gefehlt, die Marke von 9.800 Punkten nachhaltig zu überwinden. Auch heute scheint ein nachhaltiger Sprung über diese Marke zunächst fraglich. Uneinheitliche Vorgaben aus Übersee sorgen für wenig Impulse. Ein handlungsbereiter EZB-Chef Mario Draghi könnte dagegen für Auftrieb sorgen.
Hin- und hergerissen zwischen Konjunktursorgen und Notenbank-Hoffnungen sind die US-Börsen am Montag kaum verändert aus dem Handel gegangen. Einerseits hatte sich die schlechte Stimmung in der herstellenden Industrie Chinas auch im neuen Jahr nicht aufgehellt. Dem gegenüber stand die Zuversicht, dass die US-Notenbank (Fed) ihre Ende 2015 begonnene Zinswende nicht rasch fortsetzt. Der Notenbanker Stanley Fischer hatte zu Wochenbeginn gesagt, dass die Währungshüter den Einfluss der jüngsten Marktturbulenzen auf das US-Wachstum bei ihrer nächsten Sitzung im März berücksichtigen würden. Nach dem schwachen Wochenauftakt zeigten die chinesischen Festlandbörsen eine Reaktion. Abwärts ging es dagegen in Hongkong und den meisten anderen Börsen. In Tokio belastete der weiter gefestigte Yen, der Exporte verteuert. Nach der überraschenden Ankündigung von Negativzinsen hatte er am Freitag massiv abgewertet, erholt sich jedoch seither etwas.
Gestern am späten Nachmittag meldete sich der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zu Wort. Auf seiner Rede vor im Europaparlament in Straßburg machte der Präsidente klar, grundsätzlich an der lockeren Geldpolitik festhalten. Die EZB werde ihren Anti-Krisen-Kurs bei der nächsten Sitzung am 10. März überprüfen, wenn neue makroökonomische Prognosen vorliegen, so Draghi. Er betonte, dass die lockere Geldpolitik seit 2014 positive Ergebnisse gebracht habe. Die Intervention habe dazu geführt, dass mehr Kredite bereitgestellt worden seien. "Ohne die Lockerung hätte es im vergangenen Jahr eine echte Deflation im Euroraum gegeben, und die Preise wären in diesem Jahr noch weiter zurückgegangen". Die EZB ist allerdings besorgt über die schwache Inflation, die weiterhin nahe Null liegt. Man habe immer wieder die Inflationsprognose anpassen müssen, sagte Draghi. Im Dezember sei nur ein Prozent Inflation für dieses Jahr und 1,6 Prozent für nächstes Jahr prognostiziert worden.
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Die Ölpreise sind weiter gesunken. Neben einem zu hohen Angebot an Rohöl auf dem Weltmarkt zählt die Sorge vor einer schwachen Nachfrage aus China zu den stärksten Belastungsfaktoren für die Ölpreise. Die Anleger werden die Notierungen wohl nicht aus dem Blick verlieren, haben sich die Börsen zuletzt doch stark an den Preisen für das "schwarze Gold" orientiert.
Auch der Fortgang der laufenden Berichtssaison der Unternehmen dürfte die Richtung am Aktienmarkt merklich beeinflussen: In den USA läuft sie bereits auf vollen Touren. Nun gewinnt sie auch in Europa an Fahrt. Die Experten der WGZ Bank sind für die europäischen Unternehmen im Gegensatz zu den US-amerikanischen durchaus optimistisch: "Die oftmals starke globale Ausrichtung in Kombination mit gesunden Unternehmensbilanzen und einem künstlichen Konjunkturpaket aus schwachem Euro und tiefen Ölpreisen sollte die Gewinne spürbar unterstützen."
Heute gewähren der Chiphersteller Infineon Technologies, Wacker Chemie sowie der Bausoftware-Anbieter Nemetschek Einblicke in die Bücher. Zur Wochenmitte hat der Lichttechnik-Konzern Osram Geschäftszahlen angekündigt. Der Rückversicherer Munich Re, der Anlagenbauer Gea Group sowie der auf Arztpraxen spezialisierte Software-Hersteller Compugroup veröffentlichen ihre Bilanzen am Donnerstag.
Ebenfalls am Donnerstag (4. Februar) auf der Agenda: die Zahlen von Daimler. Der Konzern geht davon aus, dass der Umsatz im Jahr 2015 deutlich zunehmen wird. In regionaler Hinsicht erwarten die Schwaben für Asien und Nordamerika die höchsten Zuwächse, doch auch in Europa rechnet Daimler mit deutlichem Wachstum. Auf der Basis der erwarteten Marktentwicklung sowie der Planung der Geschäftsfelder geht Daimler davon aus, das EBIT aus dem laufenden Geschäft im Jahr 2015 deutlich zu steigern.
Von den Konjunkturdaten der neuen Woche interessiert die Anleger vor allem der am Freitag erwartete US-Arbeitsmarktbericht für Januar. Nach Auffassung der Commerzbank-Volkswirte bleibt der US-Jobmarkt auf Erholungskurs. "Der Arbeitsmarktbericht dürfte erneut solide ausfallen, auch wenn er das starke Dezember-Ergebnis wohl kaum wiederholen wird." In Deutschland stehen die Arbeitslosenzahlen für Januar auf der Agenda.
Was sagt die Charttechnik? Die nächsten Widerstände warten beim DAX weiter bei 10.125 und 10.160 Punkten. Geht dem Leitindex dagegen wieder die Luft aus, könnten schnell die Marken von 9.550 und 9.325 Punkten in den Fokus rücken. Fällt der DAX sogar unter die massive Unterstützung, drohen aus charttechnischer Sicht erneut kräftige Anschlussverluste bis 8.900 Punkte.
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(Mit Material von dpa-AFX)