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06.06.2023 ‧ Leon Müller

DAX, Dow Jones & Co: "Wir hoffen, dass wir falsch liegen"

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DAX

Die Aktienmärkte in Deutschland und in den USA haben sich zuletzt stark entwickelt, der DAX ist gar auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Doch viele Anleger trauen dem Braten nach wir vor nicht und bleiben vor allem skeptisch. Zurecht, zumindest wenn man den jüngsten Prognosen der Weltbank Glauben schenkt. 

Die hohen Zinsen und der russische Angriffskrieg in der Ukraine bremsen das weltweite Wirtschaftswachstum weiter deutlich. Nach einem Wachstum von 3,1 Prozent im vergangenen Jahr werde sich die Weltwirtschaft im Jahr 2023 auf ein Wachstum von 2,1 Prozent abschwächen, teilte die Weltbank am Dienstag in ihrer aktuellen Prognose mit. Damit hob sie ihre Vorhersage im Vergleich zum Januar allerdings leicht um 0,4 Prozentpunkte an. Dennoch seien die Aussichten trüb - die Weltwirtschaft befinde sich immer noch in einer heiklen Lage, warnte die Weltbank. Und das Wachstum könnte durchaus geringer ausfallen als erwartet.

So schwach wie selten

Es handle sich um eine der schwächsten Wachstumsraten der vergangenen fünf Jahrzehnte, sagte Chefökonom Indermit Gill. "Wir gehen davon aus, dass wir richtig liegen, aber wir hoffen, dass wir falsch liegen." Mehr als drei Jahre, nachdem das Coronavirus die tiefste globale Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst habe, sei die Weltwirtschaft dem Bericht zufolge nach wie vor angeschlagen - und weit entfernt von der Stärke, die notwendig sein werde, um substanzielle Fortschritte beim Kampf gegen die Armut oder den Klimawandel zu machen. Im Jahr 2024 könnte sich die Weltwirtschaft dann leicht erholen und wieder um 2,4 Prozent (minus 0,3 Prozentpunkte) wachsen, so die Prognose. 

Zehnte Zinsanhebung in Folge birgt Gefahren

"Es ist wichtig zu bedenken, dass Wachstumsprognosen kein Schicksal sind. Wir haben die Chance, das Blatt zu wenden, aber dazu müssen wir alle zusammenarbeiten", betonte Weltbank-Präsident Ajay Banga. Eine große Herausforderung für Schwellen- und Entwicklungsländer sei der rasche Anstieg der Zinssätze in den USA. Die US-Notenbank Fed hatte den Leitzins im Mai zur Bekämpfung der hohen Verbraucherpreise zum zehnten Mal in Folge angehoben. Die hohen Zinsen werteten etwa die Währungen in den Ländern ab und drückten die Aktienkurse.

Russland steht besser da als befürchtet

In Schwellen- und Entwicklungsländer geht die Weltbank von einem Wachstum von 4 Prozent im Jahr 2023 aus - eine Anhebung um 0,6 Prozentpunkte im Vergleich zu Januar. Im kommenden Jahr wird das Wachstum demnach auf 3,9 Prozent zurückgehen. Für die Eurozone wird in diesem Jahr ein Wachstum um 0,4 Prozent erwartet. Auch hier hat die Weltbank ihre Prognose für dieses Jahr leicht nach oben korrigiert (0,4 Prozentpunkte). Für das Jahr 2024 prognostiziert die Weltbank dann 1,3 Prozent. 

In Russland fällt das Schrumpfen der Wirtschaft milder aus als zuvor erwartet. Dies sei etwa auf die anhaltenden Energieexporte zurückzuführen. Die Weltbank erwartet für 2023 einen Rückgang von 0,2 Prozent (plus 3,1 Prozentpunkte) und für 2024 ein Wachstum von 1,2 Prozent (minus 0,4 Prozentpunkte). "Der anhaltende Rückgang des Exportvolumens, die schwache Inlandsnachfrage, die politische Unsicherheit und die Sanktionen als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine werden die Wirtschaftstätigkeit weiterhin belasten", so die Weltbank. 

Die weltweit hohe Inflation habe sich hartnäckig gehalten, so die Weltbank. Sie werde aber voraussichtlich allmählich zurückgehen, wenn die Nachfrage nachlasse und die Rohstoffpreise sich abschwächten. Allerdings könne die anhaltende Inflation zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik führen. Und so gebe es auch für die Prognose große Risiken. Der weit verbreitete Bankenstress könnte zu deutlich schwächeren Wachstumsergebnissen führen, so der Bericht.

Die globalen Wachstumsaussichten sind nach Pandemie und Russland-Ukraine-Krieg nach wie vor trüb. Entsprechend vorsichtig die Wortwahl bei der Weltbank mit Blick auf dieses ebenso wie auf das kommende Jahr. Wirklich neu sind diese Erwartungen aber nicht – und teils haben sie sich sogar verbessert. Für die aktuelle Entwicklung der Aktienmärkte dürfte der neueste Weltbank-Report damit vor allem eines sein: Ein Non-Event.

Mit Material von dpa-AFX

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