Die Stimmung am Aktienmarkt hat am Mittwoch etwas von der berühmten Ruhe vorm Sturm. Vor dem wichtigsten EU-Treffen seit Monaten halten sich viele Anleger mit Aktieninvestments zurück. Bekommt Griechenland eine weitere Chance?
Im Schuldenstreit mit Griechenland verfolgen die Euro-Finanzminister einen harten Kurs. Unmittelbar vor einem Krisentreffen der Eurogruppe sagte deren Chef Jeroen Dijsselbloem am Mittwoch, weitere Finanzhilfen an das hoch verschuldete Land werde es nur unter strengen Bedingungen geben. Nun müsse zunächst die griechische Regierung von Premier Alexis Tsipras ihre Pläne präsentieren. Auch die Bundesregierung dämpfte die Erwartungen.
Die neue Führung in Athen will erstmals bei der EU in Brüssel ihr Konzept für eine Bewältigung des Schuldendramas vorstellen. Finanzminister Gianis Varoufakis sollte am Abend seinen Kollegen der Eurogruppe erklären, wie er den griechischen Schuldenberg abtragen will. Am Donnerstag nimmt Tsipras an seinem ersten EU-Gipfel teil.
Tsipras will die Schulden- und Sparpolitik beenden und fordert damit die EU und andere Geldgeber heraus. Für seinen Kurs erhielt Tsipras, dessen Linksbündnis Syriza mit der kleinen rechtspopulistischen Partei der unabhängigen Griechen koaliert, in der Nacht das Vertrauen des Parlaments in Athen.
Merkel in der Ukraine
Ein Händler stufte das derzeitige Börsengeschehen angesichts der noch bestehenden Unsicherheitsfaktoren als „viel zu ruhig" ein. Neben der Griechenland-Problematik hängt die Ukrainekrise wie ein Damoklesschwert über dem Markt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist am Nachmittag nach der Trauerfeier für den verstorbenen Ex-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum Ukraine-Gipfel nach Minsk. "Dass diese Reise stattfindet, bedeutet einen Hoffnungsschimmer, aber auch nicht mehr", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.
Geduld gefragt
Deutliche Fortschritte in der Griechenlandfrage und in der Ukrainekrise würden den DAX nach oben katapultieren. Schließlich gelten beide als die Bremsklötze für den Aktienmarkt. Allerdings dürfen sich die Anleger keine Wunderheilungen der Krisen erhoffen. Es ist zweifelhaft, ob die Griechen am Abend einen Masterplan präsentieren werden, den die EU nicht ablehnen kann. Und es ist fraglich, ob Russland und die Ukraine wirklich schon bereit sind einzulenken.
Trotzdem gelten Aktien als alternativlos. Die derzeitige Konsolidierung ist eine Top-Kaufchance für langfristig orientierte Anleger.
(Mit Material von dpa-AFX)