Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed hat der DAX zum Handelsschluss am Mittwoch sein Rekordhoch nur hauchdünn verfehlt. Der Leitindex gewann 0,27 Prozent auf 14.596 Punkte. Für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen lief es schlechter, er verlor 0,72 Prozent auf
31.867,40 Punkte.
Die Fed-Sitzung finde im Spannungsfeld von höheren Wirtschaftsprognosen und Inflation statt, erklärte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Fed-Chef Jerome Powell dürfte klarstellen, dass angesichts des schwachen Arbeitsmarktes Debatten um höhere Zinsen auf absehbare Zeit ungerechtfertigt seien. Jedoch dürfte sich die Diskussion um eine Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe in den kommenden Wochen kaum vermeiden lassen, so Kater. Er geht davon aus, dass die Fed leicht höhere Inflationsraten gelassen betrachten und weder der Konjunktur noch den Börsen weh tun wird.
Am Markt für US-Staatsanleihen beschleunigte sich die Talfahrt der Kurse am Mittwoch vor den geldpolitischen Beschlüssen der Fed deutlich. Im Gegenzug erreichten die Renditen in den Laufzeiten von zehn und 30 Jahren jeweils die höchsten Stände seit über einem Jahr. Den Dax kümmerte dies nicht. Unter dem Renditeanstieg stärker leidende Technologiewerte sind im DAX nur spärlich vertreten, Papiere der zyklischen Automobil- und Chemieindustrie gibt es im Dax dafür umso mehr. Und diese legten am Mittwoch abermals kräftig zu.
Jochen Stanzl, Analyst von CMC Markets, kommentierte dies so: "Der Blick auf die Gewinnerliste im DAX gleicht dem Bild aus einer verlorenen Zeit: Wieder einmal die Aktien von Volkswagen, gefolgt von einem weiteren traditionellen Autobauer BMW, zudem Henkel und Continental halten den DAX auf hohem Niveau, während in den USA Technologieaktien reflexartig verkauft werden."
Die im DAX notierten Vorzüge von Volkswagen stiegen an der Index-Spitze um weitere 11,04 Prozent. Der Fahrplan, den der Wolfsburger Autobauer derzeit hinsichtlich der Elektromobilität aufstellt, sorgt für anhaltend gute Stimmung. In puncto Marktkapitalisierung hat Volkswagen nun den Softwarekonzern SAP von der Spitzenposition im Dax verdrängt. Volkswagen bekomme immer mehr "Tesla-Charakter", schrieben die Autoren der Bernecker Börsenbriefe.
Die Anteile von BMW reagierten mit plus 6,16 Prozent auf den Ausblick des Autobauers für das laufende Jahr. Für die Titel des Zulieferers Continental ging es auf Platz drei im DAX um 2,59 Prozent hoch, jene des Konsumgüterherstellers Henkel und des Chemiekonzerns Covestro verteuerten sich um 1,70 beziehungsweise 1,26 Prozent.
An der MDAX-Spitze erholten sich die Aktien von Morphosys mit plus 2,35 Prozent ein wenig von ihren Vortagesverlusten wegen eines enttäuschenden Ausblicks. Die Papiere von Fraport gewannen immerhin noch 0,57 Prozent. Stützend wirkte eine positiver Analystenkommentar: So hatte die britische Großbank HSBC die Anteile des Flughafenbetreibers von "Hold" auf "Buy" hochgestuft.
(Mit Material von dpa-AFX)