Das klare „NEIN“ der Griechen zu den Sparvorgaben der Gläubiger dürfte dem deutschen Aktienmarkt am Montag hohe Verluste einbrocken. Diese könnten vom überraschenden Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis zumindest etwas abgemildert werden
Für den DAX zeichnet sich ein schwacher Start in die neue Handelswoche ab. Das griechische „NEIN“ brachte bereits einige asiatische Börsen in die Bredouille. So schloss der japanische Nikkei-Index mehr als zwei Prozent tiefer. Auch der Kurs des Euro gab nach, die Abschläge hielten sich dabei aber in Grenzen. Zuletzt stand die Gemeinschaftswährung bei 1,1052 US-Dollar und damit nur rund einen halben Cent niedriger als am Freitag.
Bei dem Referendum war eine überraschend deutliche Mehrheit der Griechen der Linie von Regierungschef Alexis Tsipras gefolgt und hatte sich gegen die Spar- und Reformvorschläge der internationalen Geldgeber ausgesprochen. Wenige Stunden nach dem „NEIN“ der Griechen hat der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis seinen Rücktritt angekündigt. Kurze Zeit nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der Volksabstimmung sei er aus Kreisen der Eurogruppe darauf hingewiesen worden, dass es eine "gewisse Präferenz" gebe, dass er bei den Beratungen der Eurogruppe nicht mehr zugegen sei, schrieb Varoufakis am Montag in seinem Blog. Sein Rücktritt könne Ministerpräsident Alexis Tsipras möglicherweise helfen, eine Vereinbarung mit den Geldgebern zu erreichen. "Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute", erklärte Varoufakis. Experte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel sagte: "Das vereinfacht Verhandlungen - die Frage bleibt aber, ob es überhaupt welche geben wird und wie diese aussehen." Entscheidend ist jetzt das weitere Vorgehen der Gläubigerstaaten. Viele Marktteilnehmer hoffen dabei auf ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone - dem sogenannten Grexit. Die US-Bank JPMorgan sieht dieses nun als Basisszenario für ihre Analysen an.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) will sich noch am Montagvormittag in einer Telefonschalte mit der Lage in Griechenland nach der dortigen Volksabstimmung befassen. Das verlautete aus Notenbankkreisen. Die meisten Beobachter rechnen damit, dass die EZB die Notkredite für Griechenlands Banken aufrechterhalten wird, solange auf politischer Ebene weiter verhandelt wird. Für diesen Dienstag ist ein Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der 19 Euroländer in Brüssel angesetzt. Ela-Notkredite (Emergency Liquidity Assistance/Ela) sind seit Monaten die einzige Geldquelle der griechischen Banken. Dreht die EZB diesen Geldhahn zu, ist eine Pleite der Institute nach Einschätzung von Ökonomen nicht mehr abzuwenden. Kritiker sind längst der Ansicht, über Ela würden marode Banken künstlich am Leben gehalten, die EZB müsse diese Gelder daher stoppen.
Was sagt die Charttechnik? Die weitere Kursentwicklung bei DAX und Co wird sich sicher markant am politischen Fortgang der Griechenlandkrise orientieren. „Aus charttechnischer Sicht stellt sich beim DAX ein seit April intakter mittelfristig abwärts gerichteter Trendkanal dar“, heißt es bei der DZ Bank. „Bislang konnte zwar noch ein deutlicher Abstand zum letzten Bewegungstief um 10.800 Punkte gehalten werden, jedoch deuten die ersten Kurse heute Morgen sogar schon einen Durchbruch unter die Unterstützung an. Insgesamt kommt damit ein Test der 200-Tage-Linie bei aktuell 10.605 Punkten auf die Tagesordnung“, führen die Experten aus. Erst oberhalb von 11.500 Punkten (obere Begrenzung des April-Abwärtstrendkanals) bzw. 10.635 Punkten (letztes Reaktionshoch) ergebe sich die Chance, dass der DAX eine deutlichere Konsolidierungsbewegung zum Abschluss gebracht hat.