Knapp ein Jahr lang sah der DAX die Marke von 9.000 Punkten nur von oben, schloss nie tiefer. Im Laufe der vergangenen Woche kam dann der Einruch - und der hatte es in sich. Charttechnische Unterstützungen wurden gleich reihenweise unterschritten. Wachsende Wirtschaftssorgen haben den Leitindex heute sogar auf den tiefsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr gedrückt. Doch dann setzte eine dynamische Gegenbewegung ein. War das die Wende?
Die Stimmung an den Aktienmärkten wird angesichts der zunehmenden Konjunktursorgen immer nervöser. Allein in den vergangenen vier Wochen knickte der DAX um mehr als zehn Prozent ein. Den vorläufigen Höhepunkt seiner Talfahrt markierte der Leitindex heute mit dem dynamischen Abrutschen auf sein neues Jahrestief bei 8.354 Punkten. Das Angstbarometer VDAX zog zeitweise um mehr als 25 Prozent auf 33,45 Punkte an, den höchsten Stand seit dem Sommer 2012. Die Stimmung war am Tiefpunkt. Der Kurseinbruch habe Züge von "Panik-Charakter" gehabt, sagte ein Händler.
Auch die Bild hat sich online dem Thema gewidmet und nennt fünf Gründe für das Börsenbeben. Spiegel.de spricht von der Angst vor dem Ausverkauf. Auf Welt.de kann man lesen, dass an den Finanzmärkten die nackte Angst herrscht.
Wie schnell sich das Blatt in Zeiten wie diesen wieder wenden kann, wurde am Nachmittag deutlich. Nach soliden Daten zur US-Industrieproduktion drehte der DAX kräftig auf und kletterte sogar wieder in den grünen Bereich. Zusätzliche Unterstützung gab es durch überraschende Aussagen von James Bullard, Chef der regionalen Notenbank von St. Louis. "Die Inflationserwartungen gehen zurück", sagte Bullard. Das sei ein wichtiger Faktor für eine Notenbank. "Die Fed sollte daher über eine Verschiebung des Endes der Anleihekäufe nachdenken." Die Aussagen von Bullard kommen insofern überraschend, da er nicht zu den Fed-Mitgliedern gehört, die sich im Zweifel für eine lockere Geldpolitik aussprechen. In der vergangenen Woche hatte er noch davon gesprochen, dass die Fed bereits im ersten Quartal die Leitzinsen anheben wird. Weitere Informationen dazu erwarten Marktteilnehmer von der Fed-Sitzung am 28. und 29. Oktober. Bis dahin hat dann auch die heimische Berichtssaison deutlich an Fahrt aufgenommen.
Die jüngsten Inflationsdaten, die die Ängste vor einer Deflation eher noch befeuerten, spielen aber auch EZB-Chef Mario Draghi in die Karten, weitere liquiditätssteigernde Maßnahmen zu ergreifen. Auch diese könnten die Indizes weiter befeuern.
Charttechnisch zeichnet sich klare Handelsmarken ab: Aus einer überverkauften Marktlage allein lässt sich zwar noch kein Erholungspotenzial ableiten. Die Chance, dass der DAX zu einer technischen Gegenbewegung bis in den Bereich von 8.700 Punkten ansetzt und/oder sogar die Nackenzone der Toppbildung bei gut 8.900 Zählern zurückerobert, steigt dennoch stündlich. Wann es soweit ist, kann man derzeit nur schwer einschätzen. Sicher ist dagegen: Wird das Jahrestief bei 8.354 Punkten unterschritten, würde ein neues Verkaufssignal mit Ziel 8.000 Zähler generiert werden.
Und wie steht es um den oft als Krisenwährung bezeichenten Goldpreis? Bullen und Bären liefern sich gerade eine Schlacht um die Marke von 1.240 Dollar. Der Ausgang ist – noch – ungewiss. Unter Trading-Aspekten rät Markus Bußler, Rohstoffexperte vom Anlegermagazin DER AKTIONÄR, Anlegern derzeit eine Richtung abzuwarten. Gelingt der Ausbruch nach oben, würde sich ein Trading-Long mit Ziel 1.280 Dollar anbieten. Bei einem Rutsch unter die Marke wäre ein neuerlicher Test der 1.180 Dollar möglich. In seiner Sendung „Börse live – Gold spezial“ widmet sich Bußler diesmal dem Kauf von physischen Edelmetallen. Wo sollten Anleger Gold und Silber kaufen? Wie sollen Edelmetalle verwahrt werden? Was muss beim Verkauf beachtet werden? Wie kann man die Preise der Online-Anbieter am besten miteinander vergleichen? All diese Fragen werden in der Sendung erläutert.