Der DAX steht nach dem Sprung über die Marke von 11.000 Punkten am Scheideweg: Während der oft beklagte Anlagenotstand die Rallye an den Aktienmärkten weiter befeuern könnte, könnten die Diskussionen rund um ein Rettungsprogramm für Griechenland Gewinnmitnahmen auslösen. Das erwartet die Anleger in der kommenden Woche.
Das neue Jahr hat für Börsianer wirklich gut begonnen. Ausgehend vom Schlusskurs 2014 kletterte der DAX im Januar um rund zwölf Prozent und markierte in der vergangenen Woche einen neuen Rekord. Denn: So hoch stand das deutsche Börsenbarometer nie zuvor. Das gilt auch für das Real-Depot des AKTIONÄR. Hier steht ein Plus von über 28 Prozent seit Jahresbeginn zu Buche.
Am Montag wollen die Euro-Finanzminister in Brüssel erneut versuchen, sich mit ihrem griechischen Kollegen im Schuldenstreit zu einigen. Gelinge dies nicht, würde die Wahrscheinlichkeit für eine Staatspleite in Griechenland und den Austritt des Landes aus der Währungsunion deutlich steigen, so die Analysten der Commerzbank.
Indes wächst nach dem jüngsten EU-Gipfel die Hoffnung auf eine zügige Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland. Experten begannen am Freitag Vorgespräche über ein verändertes Rettungsprogramm, nachdem sich zuvor der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem angenähert hatten. Damit stünden zumindest mit Blick auf Griechenland die Zeichen auf Entspannung, so Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. "Es wird auch von der Regierung in Athen abhängen, ob die Party an den Börsen anhalten kann", stimmt Tobias Basse, Aktienstratege bei der Nord/LB zu. "Trotz Anlagenotstand der Investoren könnte auch das Thema Gewinnmitnahmen zunehmend von Bedeutung für das Marktgeschehen werden." DER AKTIONÄR fragte nach.
Zudem könnte mit der vereinbarten Waffenruhe im Ukraine-Konflikt ein beträchtlicher globaler Krisenherd an Bedeutung verlieren. Allerdings seien die Erfolgsaussichten für einen dauerhaften Frieden in der Ostukraine nach aktuellem Stand eher begrenzt, so dass Euphorie hier fehl am Platze sei.
In der neuen Woche könnten aber auch einige Konjunkturdaten für gute Stimmung sorgen. Den Analysten der Commerzbank zufolge dürften vor allem die europäischen Einkaufsmanagerindizes am Freitag die Märkte bewegen. Dazu kommen weitere Nachrichten aus den USA wie der Empire State Index am Dienstag und der Philadelphia Fed Index am Donnerstag. Beide Kennziffern liefern Hinweise auf die aktuelle konjunkturelle Lage des Verarbeitenden Gewerbes in den Vereinigten Staaten. Einen Blick wert ist sicherlich auch das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank, das am Mittwochabend nach Börsenschluss in Europa veröffentlicht wird.
Denn neben den internationalen Krisen bestimmt vor allem die Geldpolitik der Notenbanken den Lauf der Dinge an den Finanzmärkten. „Die EZB hat die `Dicke Berta` nicht nur geladen, jetzt wird scharf geschossen. Die dramatische Liquiditätsausweitung wird sich in einem zunehmenden Risikoappetit für Aktien aus der Eurozone niederschlagen“, sagt Robert Halver von der Baader Bank. „Die Liquiditätsschwemme der EZB ist die Hauptschlagader der Kapitalmärkte. Sie sorgt für niedrige oder sogar sinkende Renditen beim Zinsvermögen, die als Anlageklasse auch für große Kapitalsammelstellen immer uninteressanter werden“, führt der Kapitalmarktexperte aus.
Aber auch die heimische Berichtssaison nimmt weiter an Fahrt auf. Während in den USA die Börsen feiertagsbedingt geschlossen bleiben, legen hierzulande am Montag der Entwicklungsdienstleister für die Auto- und Luftfahrtindustrie Bertrandt, der Lichtspezialist Osram und der Sportartikelhersteller Puma Zahlen vor. Am Mittwoch folgt unter anderem die Deutsche Börse, bevor am Freitag der Vakuumpumpenhersteller Pfeiffer Vacuum und der Schmierstoff-Produzent Fuchs Petrolub ihre Bücher öffnen.
Was sagt die Charttechnik? Seit Anfang Januar legte der DAX rund zwölf zu und markierte am Freitag ein Allzeithoch bei 11.013 Punkten. Mit dem nachhaltigen Sprung über die 11.000-Punkte-Marke würde ein neues Kaufsignal generiert. Doch wo liegen die nächsten Ziele? Die technischen Analysen der DZ Bank kommen zu folgendem Schluss: „Charttechnisch würde sich in diesem Fall ein weiter gehendes Anschlusspotenzial bis zum 161,8-%-Fibonacci-Retracement der Konsolidierung von Anfang Februar um 11.225 Punkte ergeben.“ Doch damit nicht genug: „Strategisch betrachtet, lässt sich weiterhin im Rahmen des 261,8-%-Fibonacci-Retracements der Korrektur von Juni bis Oktober 2014 ein DAX-Ziel von 12.800 Punkten ableiten“, legen die Experten nach. Fällt der DAX wider Erwarten zurück, warten bei 10.810, 10.600, 10.500 Zählern die nächsten Unterstützungen. Bei bei 10.454 Punkten wäre dann noch ein Gap zu schließen.
Was sagt das Baugefühl? "Die Börse ist wie Liebe und Angst", fasst Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar" das aktuell stark von Emotionen geprägte Anlegerverhalten zusammen. "Gerade jetzt gehen Vernunft und Intuition bei der Prognose des deutschen Leitindex komplett auseinander." So sage der Verstand, dass nach den steilen Kursgewinnen von mehr als 30 Prozent in nur vier Monaten ohne größere Korrektur der Spielraum nach oben stark beschränkt sein sollte. Dann ist da aber Wenner zufolge noch das unbestimmte Gefühl, dass die Rallye ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat: "Böse Zungen könnten von Gier sprechen, doch auch das ein oder andere Argument lässt sich dafür finden."
Das Fazit bleibt: DER AKTIONÄR setzt kurzfristig weiter auf steigende Kurse. Risikobewusste Anleger können daher mit dem DAX Turbo-Bull mit der WKN CC6 M7S von der Citigroup bei Kursen bis 8,00 Euro auf den fahrenden Zug aufspringen. Ein Stopp bei 6,30 Euro sichert die Position dann ab.
(Mit Material von dpa-AFX)