Die Anleger schauen zurzeit gebannt nach Amerika und China. Werden die beiden Supermächte eine Einigung im Handelsstreit erzielen oder sind die jüngsten Erfolgsmeldungen nur ein Täuschungsmanöver. Experten sind sich sicher, dass ein Handelsabkommen einen Befreiungsschlag an den Börsen auslösen sollte. Für Berenberg ist die jüngste Korrektur eine Kaufchance.
Henning Gebhardt, Leiter Wealth and Asset Management bei Berenberg, und Dr. Bernd Meyer, Leiter Multi Asset und Chefanlagestratege, sind trotz der jüngsten Korrektur weiter optimistisch für den Aktienmarkt. "Die Aktie bleibt langfristig das Investment der Wahl", sagte Gebhardt.
Nachlassende Dynamik
Laut Meyer hat zwar die positive fundamentale Dynamik, sowohl konjunkturell als auch was die Gewinnentwicklung angehe, abgenommen, doch insgesamt bleibt das Wirtschaftswachstum solide. "Ein unmittelbares Ende des Konjunkturzyklus ist weiterhin unwahrscheinlich. Allerdings ist der Zyklus in der Tat dem Ende näher als dem Anfang", so der Berenberg-Banker.
"Wir bewegen uns immer noch im Rahmen einer normalen Korrektur, wie wir sie auch im Februar gesehen haben", erklärt Gebhardt. Zwar habe sich die Situation mit dem Unterschreiten der 200-Tage-Linie etwas eingetrübt, doch andererseits sei der Markt auch deutlich überverkauft.
Anlagenotstand bei Großinvestoren
Auf den stürmischen Herbst sollte nach Meinung der Experten eine Bodenbildung folgen, sowohl an den Aktienmärkten als auch bei den Konjunkturfrühindikatoren. Ab November dürfen die Anleger ferner mit neuen Aktienrückkäufen rechnen. Die bisherige Berichtssaison in den USA und Europa sowie die Saisonalität sprechen ebenfalls für den Aktienmarkt. Nicht zuletzt besteht weiterhin für die meisten Investoren ein Anlagenotstand, da Anleihen nach wie vor keine lukrative Alternative sind.
"Sollte sich unser Makrobild nicht verschlechtern und die Aktienmärkte sich stabilisieren, schätzen wir die aktuelle Korrektur als taktische Kaufgelegenheit in den nächsten Wochen ein - nicht zuletzt weil die Bewertungen am Markt deutlich günstiger geworden sind", so Gebhardt. "Wir sehen vor allem Chancen zur Aufstockung rund um die US-Midterm-Elections Anfang November."
Gefahr der Rückkopplung
Gebhardt und Meyer sehen allerdings die Gefahr einer Rückkopplung der jüngsten Marktbewegung auf die Realwirtschaft. Mit fallenden Aktienkursen könne die Stimmung in der Wirtschaft kippen und zu einer schwächeren Konsumbereitschaft und Investitionsneigung führen. Für das Jahresende 2019 erachtet Berenberg ein Niveau des DAX von 13.400 Punkten als fair.