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23.11.2023 Thomas Gebert

Das seltsame Phänomen der Jahresendrally

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Nach dem gelungenen Start in den November sollte auch die Weihnachtszeit fröhlich verlaufen. In der Vergangenheit stieg der DAX in zwei von drei Fällen von vor Weihnachten bis nach Neujahr.

Ich hatte bereits vor 30 Jahren in meinem Büchlein „Börsenindikatoren“, in dem ich die historischen Verläufe der deutschen Aktienkurse einmal statistisch aufgeschlüsselt habe, auf dieses jahreszeitliche Phänomen hingewiesen. Von 1960 bis 1990 stieg der DAX im Mittel nur in den Wintermonaten von November bis April, während er den Sommermonaten von Mai bis Oktober keinen Kursgewinn erzielen konnte. So schrieb ich damals wörtlich: „Die Monate November bis April bringen 6,3 Prozent Gewinn, genauso viel wie das ganze Jahr an Erträgen liefert. Mai bis Oktober kommen nicht über plus minus null hinaus.“

Fast alle Jahre wieder

Nun hätte man meinen können, dass sich solch eine statistische Anomalie durch Arbitrage, also profitable Käufe in der schwachen Jahreszeit, zum Beispiel im September, und Verkäufe im freundlichen Frühjahr, mit der Zeit verlieren würde. Doch dem war nicht so. Sowohl vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2023 als auch vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2023 ließ sich das gleiche Muster erkennen. Von 2010 bis heute gewann der DAX in den Monaten von November bis April 6,8 Prozent pro Jahr und in den Monaten Mai bis Oktober nur 0,2 Prozent. Es haben sich also von 2010 bis 2023 fast genau die gleichen Werte ergeben wie zwischen 1960 und 1990, obwohl damals politisch, wirtschaftlich und von der Inflations- und der Zinsseite her ganz andere Verhältnisse geherrscht haben. Vor 30 Jahren kam mir dieses Phänomen schon merkwürdig vor und heute finde ich es immer noch seltsam.

Statistische Aufwärtstendenz gegen Jahresende

Jedenfalls ließen sich so mit der Perspektive auf die am 1. November beginnende fröhliche Jahreszeit die unschönen Monate September und Oktober gelassener überstehen. Mit dem fulminanten Start in den November sollte jedoch keinesfalls der jahreszeitliche Effekt verpufft sein. Wir können uns auf Weihnachten freuen. Von vor Weihnachten bis nach Neujahr standen in der Vergangenheit die Chancen auf eine positive Kursentwicklung 72 zu 28. Auch der Januar gehört zu den freundlichen Monaten des Jahres. Vermutlich ergibt sich die freundliche Zeit um den Jahreswechsel aus dem Anlagebedarf von Versicherungen und Pensionsfonds, die fällige Prämien und Beiträge investieren. Es bestehen also berechtigte Hoffnungen auf einen erfreulichen Start ins neue Jahr.


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