Die ersten Tesla Model 3 werden erst Ende des Monats ausgeliefert – doch das Massenmodel wirft schon jetzt seinen Schatten voraus. Das wohl ab 35.000 Dollar erhältliche Elektroauto hat mit geschätzten 400.000 Reservierungen viele Kunden alter Hersteller für sich begeistert. Elon Musk zielt etwa direkt auf den sportlichen 3er von BMW ab. Es ist wohl kein Zufall, dass die US-Verkäufe von BMW-Fahrzeugen (ohne X-Modelle) bis Ende Mai 2017 um 17 Prozent zurückgingen. Einiges darauf ist auch auf neue Modelle von BMW selbst (etwa die Aussicht auf die Vorstellung eines vollelektrischen 3er im September lässt einige Kunden abwarten) zurückzuführen – doch einige Fans hat BMW wohl an Tesla verloren.
Das große Interesse am Tesla Model 3 schmerzt die Konkurrenz, aber auch Tesla selbst. Die gestern vorgelegten Absatzzahlen lassen Dynamik vermissen – auch weil das „Anti-Selling“ von Musk nur bedingt Erfolg hat und viele Kunden, die bisher die mindestens doppelt so teueren Model X oder Model S gekauft haben nun auf das Model 3 umschwenken. Von den alten Modellen wurden im Q2 rund 22.000 Fahrzeuge verkauft – im vorherigen Quartal waren es noch 25.000. Als Grund nennt Elon Musk Probleme mit neuen Batterien – doch das ist wohl nur die halbe Wahrheit. Vor allem der Erfolg des Model 3 drückt die Nachfrage.
Die neuen Absatzzahlen unterstreichen: Elon Musk setzt alles auf die Karte Model 3. Model S und Model X sind kein Grund mehr die hoch bewertete Aktie zu kaufen – es ist alleine die Hoffnung auf gute Ergebnisse durch das Model 3 und das später folgende Model Y. Wenn die Vorfreude des Starts der Produktion vorbei ist, wird sich der Fokus auf die Marge des Model 3 richten. Da genaue Preise noch nicht bekannt sind, ist eine Vorhersage schwer. Berenberg etwa erwartet hohe Gewinne durch eine außergewöhnlich moderne Fertigung – Hedgefondsmanager Mark Spiegel sieht hingegen keine Chance, dass die bisher defizitäre Tesla seine Profitablität mit einem nur halb so teueren Fahrzeug verbessern kann. Es werden spannende Wochen.