Die Märkte zeigen sich im jungen Jahr 2019 bislang bullish – ist die Börsenkorrektur mit dem Jahreswechsel also beendet worden? Häufig weisen die Charts der großen Leader-Aktien schon im Vorfeld den Weg für den restlichen Gesamtmarkt. Eine Bestandsaufnahme nach dem starken Rebound von Amazon, Netflix und Co.
Sind schon Abwärtstrends gebrochen?
Beginnen wir mit Amazon, der Rallye-Aktie des Jahres 2018 und damit der perfekte Gradmesser für den Zustand der Märkte aktuell. Der aktuelle Chart lässt hier schnell klar werden: Die Korrektur ist in vollem Gang, die Erholung der letzten Tage bislang nur eine Erholungsrallye innerhalb eines intakten Abwärtstrends. Kann der Abwärtstrend demnächst brechen? Natürlich. Statistisch wird ein Trend allerdings häufiger fortgesetzt, als dass er sich umkehrt – das gilt für Auf- und Abwärtstrends gleichermaßen. Das Signal, welches Amazon aussendet, lautet also aktuell: Verkaufe die Spitzen.
Netflix: Starke Erholung nach heftiger Korrektur
Die Netflix-Aktie hat von den großen Techs besonders stark korrigiert, in der Spitze um 42 Prozent (zum Vergleich Amazon: 32 Prozent). Die kurzfristigen Rebound-Chancen sind daher tendenziell weiter, doch das Grundbild ist vergleichbar. Ob man die 200-Tage-Linie, fallende Hoch- und Tiefpunkte oder andere technische Hilfsmittel heranzieht: Wir haben es hier nachwievor mit einem mittelfristigen Abwärtstrend zu tun. Ein Heranlaufen an die 200-Tage-Linie wäre demnach eher eine günstige Verkaufsgelegenheit.
Apple: Sonderfall
Nach der Zurücknahme der eigenen Prognose ist Apple ein Sonderfall. Hier liegt ein klarer, starker Abwärtstrend vor, der auch noch nicht gebrochen ist. Und selbst wenn er bricht (was in Anbetracht des steilen Verlaufs nur eine Frage der Zeit ist), haben wir es hier nicht mit einer Aktie zu tun, die einen gesunden Aufwärtstrend aufwiese. Hier zeigt sich ein prototypisches fallendes Messer – es provoziert in der Regel ein juckendes Verlangen, hier ein Schnäppchen zu ergattern. In der Realität ist es jedoch selten eines. Daher gilt aus technischer Sicht: Finger weg.
Fazit: Keine Entwarnung für die Märkte
Insgesamt zeichnen die großen Techs damit ein relativ einheitliches Bild: Für das Ausrufen eines Korrekturendes ist es noch (viel) zu früh. Ich irre mich gerne, aber technisch haben wir es aktuell lediglich mit einer (gewöhnlichen) Erholungsrallye zu tun, die eher günstige Verkaufsgelegenheiten mit sich bringt.
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Dr. Dennis Riedl ist professioneller Strategie-Entwickler und Autor der Börsenbriefe „Die Turnaround-Formel“ (+55% seit Feb 2017) und „TSI USA“ (+76% seit März 2016).