Der Autobauer Daimler verschärft seine eigenen Klimavorgaben und will seine Pkw-Produktion nun weltweit bis 2022 CO2-neutral machen. Bisher galt das Ziel nur für die europäischen Werke, nun sollen es alle mehr als 30 Pkw- und Van-Werke und auch die weltweite Batterieproduktion bis dahin erreichen, wie Daimler am Montag mitteilte. Der Konzern setzt dazu nach eigenen Angaben auf eine deutlich verbesserte Energieeffizienz, den Einsatz von Strom aus Wind-, Wasser- und Solarenergie sowie auf eine nachhaltige Wärmeversorgung zum Beispiel mit Biogas. CO2-Emissionen, die sich trotz allem nicht vermeiden ließen, würden über sogenannte Kompensationsprojekte in verschiedenen Ländern ausgeglichen, hieß es.
Wegen der Coronavirus-Pandemie hatte Daimler seine Produktion überall auf der Welt zeitweise drastisch heruntergefahren. Der größte Teil läuft inzwischen wieder. Spätestens im Juni sollen sämtliche Werke weltweit wieder angelaufen sein.
Daimler braucht mehr Speed
Dass Daimler seine Produktionsvorgaben verschärft trifft den Nerv der Zeit, jedoch wird das nicht ausreichen, der Aktie neue Impulse zu verleihen. Vielmehr muss Vorstand Ola Källenius an der Vision - dem langfristigen Bild vom Daimler arbeiten. Källenius hat ein Sparprogramm aufgelegt, die Produktion und Entwicklung enger verzahnt, die kriselnde Transporter-Sparte zur Chefsache gemacht und in der Corona-Krise schnell die Liquidität des Konzerns gesichert. Wichtig ist es jetzt aber, schnellstmöglich die Elektromobilität auszubauen, die eigenen E-Auto-Plattformen brauchen mehr Speed.
Vielleicht wäre es an der Zeit, die E-Plattform mit einem Partner wie Geely hochzuziehen. Derzeit hält der chinesische Ankeraktionär über die Tenaciou3 Prospect Investment Limited 9,7 Prozent der Anteile an Daimler. Beide zusammen könnten Themen wie die Elektromobilität, autonomes Fahren sowie neue Mobilitätsdienste schneller voranbringen und die Kosten würden auf mehrere Schultern verteilt werden.
Was die Daimler-Aktie betrifft, so sind die Gewinne im ersten Quartal nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallen. Im zweiten Quartal duften diese deutlich niedriger ausfallen und sich auch langsamer erholen.
Daimler hat im Vergleich zu VW und BMW das schlechtere Kostenmanagement. Auch ist die Abhängigkeit von der Brummi-Sparte ein Nachteil gegenüber Volkswagen und BMW. Dennoch: Partner Geely könnte für Daimler noch eine entscheidende Rolle spielen. Denn: "Die Zukunft ist China. Alle die es schaffen, sich mit chinesischen Partnern stabil aufzustellen, sind die potentiellen Gewinner", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen gegenüber dem AKTIONÄR. Die Daimler-Aktie hat sich im Zuge des freundlichen Gesamtmarkts weiter erholt. Nächstes Etappenziel ist die 90-Tage-Linie bei 33,86 Euro. Das Papier des Automobil-Herstellers bleibt eine Comeback-Spekulation.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Daimler.